Glasfaser ist eine erstaunliche technische Entwicklung, mit der Daten in unglaublich hoher Geschwindigkeit transportiert werden können. Gerade aufgrund des steigenden Kommunikationsbedarfs bietet die Übertragung von Informationen mit Lichtwellen ganz neue Perspektiven.
In einer digitalen Welt geht ohne Glasfaser bald nichts mehr. Ob Verkehrsüberwachung oder Nachrichten, ob medizinische Versorgung oder Energietechnik im Haus – alle sind auf schnelles Netz und damit schnelle Leitungen angewiesen.
Das weiß auch die Stadt München und baut daher seit Jahren mit ihren Stadtwerken und Auftragnehmern fleißig an der digitalen Infrastruktur. Stadtviertel für Stadtviertel wird so erschlossen und an die „Datenautobahn“ angeschlossen. Aber es gibt noch weiße Flecken: Denn während im Müncher „Speckgürtel“ bereits blitzschnell gesurft wird, schlurft die Fasanerie noch gemächlich hinterher. Sie ist auf den Ausbauplänen der Stadt ein weißer Fleck auf der Landkarte, vermutlich wegen der befürchteten geringen Nachfrage, mit der sich die hohen Baukosten für neue Leitungen nicht rechtfertigen lassen.
Eine hohe Nachfrage entsteht nämlich dort, wo geballt auf Informationen zugegriffen wird: in Industriegebieten oder Verwaltungskomplexen beispielsweise. Oder in dicht besiedelten Gebieten mit hoher Ladendichte. Dazu zählt die Fasanerie aber nicht.
Zunehmend leben aber auch in der beschaulichen Fasanerie Berufstätige, deren Beschäftigung nicht daran gebunden ist, morgens ein- und abends auszustempeln, sondern die – wie in allen Industrieländern – einen Teil der Arbeit vom heimischen Computer aus erledigen und sich den täglichen Verkehrskollaps ersparen möchten. Diese Bürger schauen bislang mit sehnsüchtig glasigem Blick über den Bahndamm nach Moosach, denn dort gibt es Glasfaser.
Eigenartigerweise scheint aber Bewegung in die Erschließung zu kommen, denn an der Kreuzung Am Blütenanger / Pappelallee wird fleißig gebuddelt. Nach Auskunft der Bauarbeiter (!) wird der Kindergarten an das Glasfasernetz angeschlossen. Eine sehr befremdliche Entwicklung, denn Anwohner beschweren sich, dass sie nicht über diese Maßnahmen vorab informiert wurden und die Stadt kurzerhand ihre Zufahrt mit Baumaschinen zugeparkt hat.
So wünschenswert und auch dringend geboten die Erschließung der Fasanerie auch ist: kommunikativ ist es auf Seiten der Stadt ein Desaster, denn weder wurden die Anwohner über den anstehenden Baulärm informiert, noch über den Platzbedarf und auch den Grund, warum ein Kindergarten an das Glasfasernetz angeschlossen werden soll, die ansässigen Gewerbetreibenden und Selbstständigen aber nicht. Die Akzeptanz erhöht das nicht gerade.
Aber lassen wir einen Anwohner selbst zu Wort kommen:
Dass derartige Störungen sich nicht vermeiden lassen, ist uns völlig klar. Allerdings wäre es für uns erheblich erträglicher gewesen, wenn wir rechtzeitig vorher durch Flyer oder anderweitig informiert worden wären, damit wir uns auf die vorübergehenden Nutzungseinschränkungen hätten einstellen können. […] Dass im Digitalisierungszeitalter auch die Jugend an die moderne Technik herangeführt werden soll, lässt sich sicher nicht in Abrede stellen. Ob man allerdings die Prioritäten so setzen muss, dass zu aller vorderst die Kleinstkinder mit Highspeed-Anschluss versorgt werden müssen, erschließt sich mir nicht.
Uns ehrlich gesagt auch nicht…
(Bildnachweis: „Glasfaser-Netz in München: Zweite Ausbaustufe beginnt“, Februar 2016)