Die Fasanerie ist ein bevorzugtes Wohngebiet am nördlichen Stadtrand Münchens, zwischen den Ortsteilen Moosach und Feldmoching gelegen. Sie wird durch zwei große Eisenbahnanlagen einerseits abgeschnitten, andererseits durchschnitten. Das ist der Rangierbahnhof im Süden und die Bahnstrecke von München nach Freising, Regensburg und weiter bis Prag, die die Fasanerie durchschneidet. Diese wird von der S1 vom Ostbahnhof nach Freising und zum Flughafen befahren, die auch am S‑Bahnhof Fasanerie hält. In beide Richtungen verkehrt die S‑Bahn alle 20 Minuten, also sechs Züge pro Stunde. Außerdem wird sie von verschiedenen Regionalzügen und dem „Alex“ befahren, die nicht in der Fasanerie halten. Dazu kommen immer wieder Güterzüge.
Die einzige Verbindung für Kraftfahrzeuge zwischen den beiden Teilen der Fasanerie führt über den beschrankten Bahnübergang an der Feldmochinger Straße. Da dieser Bahnübergang allerdings sehr häufig geschlossen ist, um die oben angesprochenen Züge durchzulassen, stellt er eine fast unüberwindliche Barriere dar und, insbesondere während der Hauptverkehrszeiten, bilden sich extrem lange Fahrzeugschlangen durch die Fasanerie. Messungen haben ergeben, dass der Bahnübergang zu mehr als 50% der Zeit geschlossen ist. An dieser Stelle treffen nicht weniger als sieben Straßen aufeinander, ein wohl in ganz Deutschland einmaliges Konstrukt. Dazu kommt, dass der S‑Bahnhof Fasanerie direkt neben dem Bahnübergang liegt, was dessen Schließzeiten negativ beeinträchtigt.
Die Feldmochinger Straße ist eine der wichtigsten Ein- und Ausfallstraßen im Münchener Norden. Dieses Gebiet erfuhr in den letzten Jahren ein enormen Zuwachs der Bevölkerung und dieser Zuwachs wird in den nächsten Jahren sogar weiter zunehmen. Einige Tausend neue Mitbürger sind in den letzten Jahren in die Fasanerie und nach Feldmoching gezogen, von denen aus dem Umland ganz zu schweigen. Große Bauprojekte in Feldmoching werden für eine weiteren Zuwachs bis 2020 sorgen und die Stadt sorgt mit ihrer Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) München Nord dafür, dass der Zuzug im nächsten Jahrzehnt noch beschleunigen wird.
Bei den langen Schließzeiten kommt es immer wieder vor, dass Fahrgäste die S‑Bahn auf der anderen Seite der Schranke nicht erreichen können und nicht selten verbotenerweise die Gleise überqueren, was in der Vergangenheit mehrfach zu oft tödlichen Unfällen führte und den Lokführern und Schrankenwärtern den Schreck in die Glieder fahren läßt. Dann geht für einige Stunden meist gar nichts mehr. Diese Situation tritt relativ häufig ein, da die S‑Bahnen sich an diesem Punkt treffen und die Gleisüberquerer von der einen S‑Bahn erfasst werden, während sie versuchen die andere zu erreichen.
Seit mehr als 30 Jahren plant die Landeshauptstadt München mit mal mehr und mal weniger Nachdruck, die Bahnübergänge in der Feldmochinger Straße, der Lerchenauer Straße und der Lerchenstraße, die im Zusammenhang betrachtet werden müssen, höhenfrei zu machen. Das bedeutet dass sich die beiden Verkehrswege nicht mehr auf derselben Ebene kreuzen, sondern einer von beiden über eine Brücke oder durch ein Tunnel geführt wird.
Die Beseitigung des beschrankten Bahnübergangs wird von den Bewohnern der Fasanerie, den Politikern und öffentlichen Stellen seit langem gefordert. Aber es gibt unterschiedliche Lösungsansätze, wie diese Forderung umgesetzt werden soll.
In einer von der Bevölkerung geforderten Machbarkeitsstudie hat die Landeshauptstadt München als Planungsträgerin zahlreiche Lösungsvarianten untersucht. Die sogenannte Vorzugslösung sieht eine Streckenführung der Feldmochinger Straße an den Bahngeleisen entlang in Richtung Süden vor (jetzige Borsigstraße). Nach ca. 350 Metern (etwa auf Höhe der Trollblumenstraße) ist eine Straßenunterführung geplant. Gleichzeitig soll eine Fußgänger- und Radfahrerunterführung am Bahnhof errichtet werden. Diese für die Stadt München finanziell günstigste Lösung hat aber erhebliche Nachteile für die Bewohner der Fasanerie: Sie verstärkt die Trennung des in den letzten Jahren sehr stark angewachsenen Stadtteils Fasanerie. Das Eisenbahnkreuzungsgesetz schreibt eine Dreiteilung der Kosten für die Beseitigung eines Bahnübergangs fest. Ein Drittel übernimmt die Gemeinde, ein weiteres Drittel der Bund und das dritte Drittel die Deutsche Bundesbahn AG. Diese exakte Dreiteilung gilt jedoch nur für die günstigste Lösung, in diesem Fall die Straßenunterführung. Wünscht eine der drei Parteien eine andere, teurere Lösung, trägt sie allein die Mehrkosten. Darum weigert sich die Landeshauptstadt München, eine andere Lösung auch nur ansatzweise ins Auge zu fassen, denn sie scheut diese Mehrkosten.
Da sich die Bahnstrecke beim im Süden der Fasanerie gelegenen Rangierbahnhof bereits in Tieflage befindet, bietet es sich an, die Bahngeleise auf einer Länge von ca. 600 Metern in einem Tunnel durch die Fasanerie zu legen. Diese Lösung wurde auch in der Machbarkeitsstudie und auch von Vertretern der Stadt München als die städtebaulich bessere beurteilt. Die Tieflage durch die Fasanerie war sogar im Gespräch, als der Rangierbahnhof gebaut wurde, das lehnte die Stadt damals aber ab. Ein gravierender Fehler wie wir heute wissen.
Wir haben die möglichen Lösungen auf den folgenden Seiten dargestellt, damit Sie sich ein Bild der Situation machen können. Möglicherweise haben wir nicht alle Möglichkeiten berücksichtigt, die technisch möglich sind und möglicherweise nicht alle Aspekte beleuchtet, die für oder gegen die eine oder die andere Lösung sprechen. Darum sind wir für Ihre Hinweise und Vorschläge offen.
Ansprechpartner des Vereins für das Thema Bahnübergang ist Georg Aschauer.