Wohl kaum etwas verdeutlicht die Alltagsnähe der Digitalisierung besser als die Tatsache, dass der erste Digital Day im „Dalmacija“ stattfand. Zwischen Cevapcici und Apfelschorle die Möglichkeiten eines Raspberry Pi gezeigt zu bekommen, hatte etwas Surreales.
Meist stellt sich der Laie unter Computerfreaks und ‑nutzern eine Art Zwitterwesen vor: entweder gezeichnet von der „Bildschirmbräune“ oder aber zur Bedienung eines Rechenknechts verdammt.
Weder noch
Der Verein verfügt über eine rege Linux-User-Gruppe, die – wie unter Linux-Usern üblich – die Nutzung von Computern und anderen digitalen Geräten nicht als erweiterte Schreibmaschinen betrachten, sondern als ein Hobby und auch ein bisschen eine Weltanschauung, den Alltag in seiner Komplexität mit Technik besser zu bewältigen. Darunter fallen dann sowohl Messgeräte als auch Spiele im Eigenbau (um nur zwei Beispiele zu nennen, die es an diesem Tag zu sehen und zu benutzen gab).
Gerd Müller, legendär für seine Fähigkeiten, aus völlig unscheinbaren Platinen Computerspiele zu herauszukitzeln, hatte beispielsweise einen Physik-Simulator dabei, mit dem man durch die Bewegung eines Handys Figuren (oder beliebige Körper) über einen angeschlossenen Bildschirm purzeln lassen konnte. Die Bewegung nutzt die im Handy verbauten Bewegungssensoren für ein verblüffend einfaches und doch anspruchsvolles Spiel. „Wii für Einsteiger“ sozusagen.
Aber die gleichen Sensoren können auch dazu benutzt werden, die Bewegungen des Handys in den Raumachsen als Kurven auf einer Zeitachse darzustellen: je heftiger die Bewegung, desto größer der Auschlag. Da sich die Raumachsen jeweils als einzelne Kurven darstellen lassen, ließen sich mit einfachen Mitteln und einem günstigen Raspberry auch Unregelmäßigkeiten in der Handmotorik zeigen: ein Thema für orthopädische Untersuchungen…
Aber es geht auch vernetzter: Josef führte nicht nur sein selbstgebautes Messgerät zur Feinstaubmessung vor, sondern wies auch darauf hin, dass diese kleinen Teile für wenig Geld ohne große Computerkenntnisse selbst von Schülern zusammengebaut und installiert werden können. Gerade an verkehrsreichen Straßen wie der Feldmochinger Straße in der Fasanerie ist damit eine lückenlose Feinstaub- und Stickoxidmessung möglich. Im Gegensatz zu kommunalen Aktionen können damit Bürger selbst aktiv werden und die gewonnenen Daten in ein weltweites Netz einspeisen und aufrufen – der Beitrag der eigenen Messung kommt damit allen zugute. (Angesichts der geforderten und benötigten Kenntnisse in MINT-Fächern könnte man daraus auch schulische Projekte machen, die weit über das Basteln hinausgehen…)
Fazit
In einer Welt des Big Data und der empfundenen Ohnmacht gegenüber Digitalkonzernen bot der Digital Day die willkommene Gelegenheit, sich zu vergewissern, dass wir Menschen in erster Linie Erfinder und Tüftler sind. Und dass auch digitale Technik letztendlich nur Technik ist – ein digitaler Faustkeil, der uns in unserem Bemühen unterstützt, unseren Verstand einzusetzen, um unser Leben besser zu machen.