Nachdem im gesamten Stadtgebiet Münchens die Stimmen immer lauter werden, die sich gegen großflächige Nachverdichtungen, gegen Bebauungen in Landschaftsschutzgebieten und gegen monströse Bauprojekte wie die SEM Nord und die SEM Nordost wehren, hat sich ein kleines Grüppchen gegründet, das die SEM befürwortet. Interessanterweise stammen die Mitglieder in der Regel aus nicht betroffenen Gebieten.
Man kann ja durchaus unterschiedlicher Meinung zu einem Thema sein, auch zu einer SEM. Grundsätzlich ist sie in bestimmten Arealen, wie zum Beispiel bei der Umgestaltung einer Industriefläche oder eines Kasernengeländes ein durchaus interessantes städteplanerisches Instrument. Dass sie bei riesigen Flächen, die sich in privatem Eigentum von Bürgern befinden, die von diesen Flächen leben, auf massiven Widerstand stösst, scheint für diese Gruppe unverständlich zu sein. Kein Wunder, ein Teil derjenigen entstammt der Stadtverwaltung und einer Partei, die – wie man deutlich an den Ergebnissen der letzten Wahlen ablesen kann – nur noch eine kleine Minderheit vertritt. Das die ihre eigenen Ideen für gut befindet… wen wundert’s.
Verwundert reiben wir uns allerdings beim Blick ins Programm die Augen. Das eine oder andere Argument könnte auch von den SEM-Gegnern stammen. Da wird beispielsweise eine „Stadtentwicklung mit naturverträglicher, erlebbarer Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion“ gefordert. Klingt doch gut, oder? Vielleicht ist damit aber auch das gemeint, was bei der Veranstaltung des Bündnis Nordost am 21. Februar 2019 als „Landwirtschafts-Museum“ bezeichnet wurde, wie das stadteigene Gut Riem, ein Zuschussbetrieb wie einst die Kolchosen und Sowchosen der ehemaligen Sowjetunion (die älteren erinnern sich…). Und am Ende wollen sie sogar „verbleibende Überschüsse an die bisherigen Eigentümer verteilen!“. Die Stadtverwaltung wird schon dafür sorgen, dass das nicht zu viel wird. Fehlt noch, dass man die Eigentümer zur Nachschusspflicht verdonnert.
Besonders offen für andere Meinungen scheint man jedoch nicht zu sein. Anmeldungen von Mitgliedern des Übergreifenden Bündnis München Nord wurden jedenfalls von Veranstaltungen ausdrücklich ausgeladen. Nun ja, Meinungsaustausch auf Augenhöhe oder Kommunikation in allgemeinen war noch nie die Stärke unserer Verwaltung.