* 27.6.1882 Großlichterfelde/Berlin † 17.9.1963 Tübingen
Eduard-Spranger-Straße (seit 1966) in Hasenbergl-Süd

Eduard Spranger wurde unter dem Namen Franz Ernst Eduard Schönenbeck als vorehelicher Sohn eines Spielwarenhändlers und einer Verkäuferin geboren. Aufgrund überragender Leistungen durfte er das Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ besuchen und schloss 1900 mit herausragendem Abitur ab. Er studierte Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Geschichte, Nationalökonomie, Jura, Theologie, Germanistik und Musiktheorie und promovierte 1905 mit dem Thema „Die erkenntnistheoretischen und psychologischen Grundlagen der Geschichtswissenschaft“.
Anschließend wurde er Lehrer an Höheren Töchterschulen und kümmerte sich um seine an TBC erkrankte Mutter bis zu deren Tod. Über diese Zeit schrieb er später: „Das Ewig-Weibliche in seiner reifsten wie in seiner noch naiven Ausprägung hat mich innerlich tief gefördert“. Er war aber ein Gegner des Frauenstudiums.
1911 wurde Spranger Professor für Philosophie und Pädagogik in Leipzig. 1917 wurde er Berater des preußischen Unterrichtsministeriums und 1919 an die Universität Berlin berufen. Er veröffentlichte hier die Hauptwerke Lebensformen (1921) und Psychologie des Jugendalters (1924) und prägte wesentlich die deutsche Schulpolitik und Lehrerbildung.
1945 wurde Spranger als kommissarischer Rektor der Berliner Universität eingesetzt und 1946 als Professor der Philosophie nach Tübingen berufen, wo er bis 1958 lehrte. 1951 durfte Spranger, der mit Bundespräsident Theodor Heuss bekannt war, die Festrede zum zweiten Jahrestag der Bundesrepublik Deutschland halten:
„Kein Mensch darf sich eines ehrlichen Umlernens schämen. Alles in der Welt hat sich verwandelt. Wir allein sollten keiner Verwandlung bedürfen? Stirb und werde! Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, so habe ich vieles, was meinem Herzen nahe lag, in nicht leichten Selbstüberwindungen abtun müssen., Das Liebste wird vom Herzen weggescholten‘.“
Spranger gilt als der wichtigste Kopf der deutschen Bildungsgeschichte im 20. Jahrhundert und Hauptvertreter der „Geisteswissenschaftlichen Pädagogik“. Er setzte sich für das humanistische Gymnasium ein und prägte den Begriff „Dritter Humanismus“. Das Ziel der Bildung sei die innere Formung des Menschen.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Spranger zahlreiche Ehrungen.
Erzogen in nationalkonservativer Tradition, stand Spranger der Weimarer Republik skeptisch gegenüber. Er trat 1933 dem bewaffnetem Arm der Deutschnationalen Volkspartei, dem Stahlhelm bei.
Nach der Machtergreifung erklärte er:„Die Wiedergeburt des deutschen Volkes und der Aufstieg des neuen Deutschen Reiches bedeutet für die Hochschulen unseres Vaterlandes Erfüllung ihrer Sehnsucht und Bestätigung ihrer stets glühend empfundenen Hoffnungen. […] Nach dem Fortfall unseliger Klassengegensätze ist für die Hochschulen wieder die Stunde gekommen, ihren Geist aus der tiefen Einheit der deutschen Volksseele zu entfalten und das vielgestaltige Ringen dieser durch Not und fremdes Diktat unterdrückten Seele bewusst auf die Aufgaben der Gegenwart hinzulenken.[…] Aus den inneren Kräften unserer Volksverbundenheit heraus werden wir um unseres Volkes und Reiches willen den Kampf aufnehmen nicht nur gegen Bedrückung von außen, sondern auch gegen die Schädigung des Volkes durch Lügen, Gewissensdruck und ungeistige Art.“
Der letzte Satz dieser Erklärung wurde allerdings vom NS-Regime als Angriff verstanden. Obwohl Spranger die NSDAP kritisch sah, schrieb er, dass der „positive Kern der nationalsozialistischen Bewegung“ darin zu erblicken sei, dass der „Sinn für den Adel des Blutes und für Gemeinsamkeit des Blutes“ betont und „bodenständige Heimattreue“ sowie die „Sorge für einen leiblich und sittlich hochwertigen Nachwuchs“ gefordert werde.
In einem Vortrag vor dem Stahlhelm entwickelte er 1933 in fünf Punkten ein Programm konstruktiver Kritik am Nationalsozialismus. Er kritisiert: die Missachtung von Religion, Person, Rechtsgedanke, Volksgedanke, und Wissenschaft. Er warnte vor der „Gefahr eines Caesarenkultes“.
Foto: Eduard Spranger, von Muesse – Eigenes Werk