* 6.5.1856 Freiberg/Mähren
† 23.9.1939 London
Freudstraße (seit 1957) am Harthof
Sigismund Schlomo Freud wurde als Sohn eines chasidisch-jüdischen Wollhändlers aus Galizien geboren, wurde „ohne Religion erzogen“ und war „immer ein Ungläubiger“, fühlte sich aber dem Judentum zugehörig. Seine Familie zog 1859 nach Leipzig und 1860 nach Wien. Hier bestand er 1873 seine Matura mit Auszeichnung, studierte Medizin, begann wissenschaftlich zu forschen, legte 1891 die Doktorprüfung ab und wurde 1902 zum Professor ernannt. Bei seiner Tätigkeit im Krankenhaus beschäftigte es sich besonders mit Gehirnforschung, Kokain, Hysterie und Hypnose. Dann gründete er eine sehr erfolgreiche Praxis, in der er erstmals „Psychoanalyse“ betrieb und die These vom „Ödipus-Komplex“ entwickelte.
Nach der „Machtergreifung“ 1933 fielen auch Freuds Werke der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten anheim.
Vom durch seine Nikotinsucht verursachten Krebs schwer gezeichnet, starb er nach einer gewünschten tödlichen Dosis Morphin.
Sigmund Freud war der Begründer und unbestritten der bestimmende Theoretiker der Psychoanalyse. Ein historisches Verdienst Freuds besteht darin, die Bedeutung der Subjektivität (Persönlichkeit, Gefühle, Konflikte) und des Unbewussten wissenschaftlicher Betrachtung zugänglich gemacht zu haben. Er war weltweit einer der bedeutendsten und einflussreichsten Wissenschaftler überhaupt.
Seine zwischen 1899 und 1930 erschienenen Hauptwerke – heute noch Bestseller – sind u.a. „Die Traumdeutung“, „Zur Psychopathologie des Alltagslebens“, „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“, „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“, „Über Psychoanalyse“, „Totem und Tabu“, „Jenseits des Lustprinzips“, wo die Begriffe Wiederholungszwang und Todestrieb eingeführt wurden, „Massenpsychologie und Ich-Analyse“, „Das Ich und das Es“. 1932 untersuchte er in einem Briefwechsel mit Albert Einstein auf Anregung des Völkerbunds die Möglichkeiten der Wissenschaft, Kriege zu verhüten: „Warum Krieg?“.
Nach dem Einmarsch von Hitler in Österreich 1938 wurde seine Tochter Anna Freud durch die Gestapo verhört und kam nur durch Glück wieder heim. Auf diplomatischen Druck durch Großbritannien und die USA konnte Freud und seine Familie nach Zahlung der (von seiner Patientin und Schülerin Marie Bonaparte vorgestreckten) „Reichsfluchtsteuer“ noch ausreisen. Dazu musste Freud folgende Erklärung unterschreiben: „Ich bestätige gerne, dass bis heute, den 4. Juni 1938, keinerlei Behelligung meiner Person oder meiner Hausgenossen vorgekommen ist. Behörden und Funktionäre der Partei sind mir und meinen Hausgenossen ständig korrekt und rücksichtsvoll entgegen getreten.“ Er emigrierte über Paris nach London.
Vier der fünf Schwestern Freuds, Regine Debora (Rosa), Marie (Mitzi), Esther Adolfine (Dolfi) und Pauline Regina (Paula), blieben in Wien zurück. Nach gescheiterten Versuchen, auch ihnen die Flucht zu ermöglichen, wurden sie 1942/43 mit ihren Familien in KZs ermordet.
Foto: Siegmund Freud 1926, fotografiert von Ferdinand Schmutzer