Die städtische Planung des Bahnübergangs Fasanerie stößt weiterhin auf Ablehnung
Die verkehrstechnische Situation am Bahnübergang Fasanerie ist für Anwohner und Pendler seit Jahrzehnten unbefriedigend. Da sowohl die Bahnstrecke München-Regensburg als auch die S‑Bahntrasse zum Flughafen München extrem ausgelastet sind, wird in regelmäßigen und sehr kurzen Abständen der Übergang auf der Feldmochinger Straße für den Verkehr gesperrt – für Anwohner und Pendler ebenso wie für den ÖPNV, Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer und den Lieferverkehr.
Kommt es zu einer Häufung des Bahnverkehrs (Gütertransport, Nahverkehr und S‑Bahn), kann die Schranke schon mal bis zu 30 Minuten geschlossen bleiben und zu einem erheblichen Rückstau des Straßenverkehrs führen – mit allen Konsequenzen für die Anwohner wie Lärm- und Abgasbelästigung.
Daher ist es durchaus auch im Sinne der Anwohner, wenn an diesem „Nadelöhr“ im Norden Münchens der Straßenverkehr, der Personenverkehr und der Bahnverkehr entzerrt werden. Zu dieser Entzerrung wurden teilweise schon vor vielen Jahren unterschiedliche Vorschläge gemacht seitens der Stadt und der Anwohner, insbesondere der Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V.
Der finale Vorschlag der Stadt liegt seit kurzem vor und das Planfeststellungsverfahren läuft bis zum 20. Juli 2021. Die Pläne der Stadt sehen eine Aufteilung aller drei Gruppen vor (Bahn, Straßenverkehr und fußläufiger Verkehr), indem die Bahntrasse auf der Höhe der Trollblumenstraße in einer leichten Kurve untertunnelt und dann entlang der Borsigstraße auf die nördliche Feldmochinger Straße auf der Höhe des jetzigen Bahnübergangs zurückgeführt werden soll. Der fußläufige Verkehr soll in einer zweiten Unterführung an der Stelle des jetzigen Bahnübergangs unter der Bahntrasse durchgeführt werden, wobei die Nicht-Fußgänger (Rollstuhlfahrer, Fahrradfahrer etc.) mit zwei Rampenanlagen parallel geführt werden.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse führt dies jedoch zu mehreren Gefahrenstellen für den nichtmotorisierten Verkehr und zu unzumutbaren Umwegen für den nicht fußläufigen Verkehr:
- Die Rampenanlage umfasst insgesamt 8 Rampen mit engen Kehren, die überwunden werden müssen – wodurch sich die Strecke und Zeit für die Querung der Trasse vervielfacht, vor allem für Menschen mit Behinderungen und Radfahrer ist das eine Zumutung und Belastung.
- Die geplante Straßeneinmündung für die Bewohner der westlichen Fasanerie führt am Kindergarten am Tollkirschenweg vorbei auf eine Ampelanlage, die den Anliegerverkehr und den Pendlerverkehr zusammen mit dem fußläufigen Verkehr zur S‑Bahn-Haltestelle bewältigen muss – eine erhebliche Gefahrenstelle, da der Pendlerverkehr aus der Kurve unter der Bahnunterführung heraus nur wenig Einsicht in die Verkehrsverhältnisse hat.
- Die Erreichbarkeit der Infrastruktur (z.B. Supermarkt und Apotheke) wird stark eingeschränkt, da der Ortsteil auch durch die bis zu 3m hohen Lärmschutzwände quasi zerschnitten wird und der jeweils andere Teil nur mit großen Umwegen erreicht werden kann.
Insgesamt führt die geplante Streckenführung dazu, dass für die Anwohner statt einer neuralgischen Stelle – dem Bahnübergang – nun mindestens zwei Gefahrenstellen in unmittelbarer Nähe zur Ortsmitte entstehen. Dieses lehnen wir ab, da sich daraus für die Anwohner keine Vorteile ergeben, sondern der Ortsteil zugunsten des Pendlerverkehrs zerstört wird.
Es ist uns bewusst, dass sich insbesondere für den Pendlerverkehr mit der geplanten Verkehrsführung Vorteile ergeben könnten, da die Stadt mit einer Zunahme des Verkehrsaufkommens in den kommenden Jahren um ca. 40% rechnet (vor allem aufgrund der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen in Feldmoching). Diese Entwicklung würde jedoch nicht nur den städtischen Anstrengungen widersprechen, weniger Autoverkehr in die Stadt zu locken, sie hätte auch einen „Rebound-Effekt“ zur Folge, der in der Stadtplanung seit Jahrzehnten zu beobachten und zu messen ist: Eine vermeintliche Beschleunigung durch eine autofreundliche Verkehrsführung führt zur Zunahme des Verkehrsaufkommens. Dies wiederum macht den Nutzen dieser Maßnahme – die immerhin mit 70.000.000 € veranschlagt wird – mehr als fragwürdig, denn die geplante Unterführung führt auf eine weiterhin einspurige Feldmochinger Straße mit zusätzlichen Ampeln und einem auf Tempo 30 begrenzten Straßenabschnitt vor der Grundschule. Auch für den Pendlerverkehr ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis daher mehr als fraglich.
Die Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V schlägt zur Lösung aus diesen Gründen seit Jahren eine alternative Lösung vor, die sowohl für den Ortsteil und die Anwohner als auch für den Pendlerverkehr geeigneter ist:
Die Bahntrasse absenken, um den Münchner Ortsteil Fasanerie lebenswert zu erhalten.
Dazu hat die Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv bereits vor Jahren einen Gegenvorschlag erarbeitet und vorgebracht, der aus unserer Sicht beide Ziele miteinander vereint, denn durch die Fortführung der tiefergelegten Bahntrasse von Moosach bis über die Fasanerie hinaus wird einerseits der Bahnübergang vom Autoverkehr getrennt und die Bahnschranke entfällt, andererseits bleibt auch der Ortsteil ungetrennt erhalten – und gewinnt bei einer Deckelung der Bahntrasse zusätzliche Grünfläche:
Die Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv hat dazu eine Dokumentation über die Auswirkungen der Planung erstellt. Bewohner und andere Interessierte könnten sie beim Infostand beim EDEKA Einkaufsmarkt beim Bahnübergang einsehen (Freitag/Samstag von 14–19 Uhr am 25./26. Juni, 2./3.und 9./10 Juli 2021).