Am 6. November 2017 fand in Feldmoching die Informationsveranstaltung zur Bebauung der Ratold-/Raheinstraße statt. Dort kam auch Reinhold Sachsinger zu Wort, der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Münchener Norden!“ e.V., dessen Rede, in der er viele interessante Details aufdeckt, wir hier noch einmal veröffentlichen wollen:
Sehr geehrte Damen und Herren
mein Name ist Reinhold Sachsinger, ich bin Vorstand der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Münchner Norden!“.
Die Fläche für das Bauvorhaben Ratold-/Raheinstraße beträgt 14ha. Es werden etwa 2.500 neue Einwohner dort einziehen. Wenn man diese Personenzahl auf die Fläche aufteilt, kommt eine Einwohnerdichte von 17.800 Menschen pro Quadratkilometer heraus.
Die Einwohnerdichte in Hamburg beträgt 2.370 Menschen auf den Quadratkilometer, in Berlin sind es 3.900. In der mit Abstand dichtest besiedelten Stadt Deutschlands treffen 4.700 Menschen auf den Quadratkilometer und diese Stadt heißt München. New York hat 10.800 Einwohner pro Quadratkilometer und das Bauvorhaben Ratold-/Raheinstraße hat – wie gesagt, 17.800 Einwohner pro Quadratkilometer, es reiht sich ein vier‑, fünf‑, sechsgeschossiges Gebäude an das nächste, dicht an dicht, auf ca. 1,7 Kilometern Länge.
Warum erzähle ich das? Nun, es zeigt deutlich, welche Entwicklung München vor sich hat und vor allem welche Entwicklung uns im 24. Stadtbezirk bevorsteht, denn das heute betrachtete Bauvorhaben ist nur der Anfang. In schneller Folge kommen die Neubau-Maßnahmen an der Hochmuttingerstraße, an der Bergwachtstraße und der Eggarten. Auf den beiden letztgenannten Gebieten sollen jeweils zwei bis drei Mal so viele Wohnungen enstehen wie an der Ratold-/Raheinstraße. Dann gibt es noch die sogenannte „Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme, die jede Vorstellungskraft sprengt. Dort sollen 900ha Grün- und Ackerland zugebaut werden, das ist eine Fläche 2½ mal so groß wie der Englische Garten. Und obwohl München bereits jetzt die am dichtest besiedelte Stadt Deutschlands ist, will unsere Stadtregierung immer noch deutlich mehr verdichten, noch höher bauen, noch weniger Grünflächen zulassen und die Abstände zum Nachbarn weiter verringern.
Es wird uns immer erzählt, dass das alternativlos sei… Dass dem aber nicht so ist, werden die Bürgerinitiativen des 24. Stadtbezirks, mit einer großen Informationsveranstaltung am 8. Januar 2018 in der Faganahalle zeigen. Wir bitten auch unseren Oberbürgermeister zu kommen, vielleicht ist er endlich bereit, sich die Sorgen der Bürger im Münchener Norden anzuhören. Wir haben es schon ein paar Mal bei ihm versucht, leider immer ohne Erfolg.
Nochmal zur Einwohnerdichte. Das ist nicht nur eine Zahl, dahinter verbergen sich ganz wichtige Dinge, die die Lebensqualität beeinflussen und eine Tatsache, die erstaunlicherweise nie erwähnt wird… nämlich: wenn Menschen auf immer enger werdendem Raum zusammenleben müssen, dann erzeugt das Spannungen, es entstehen Aggressionen und zunehmende Gewalt. Das heißt, die Sicherheit für die Bevölkerung nimmt kontinuierlich ab. Diese Problematik hat noch keiner der gewählten Vertreter unserer Interessen je erwähnt.
Aber jetzt zum heutigen Thema: Es gab vor dem Architektenwettbewerb eine lobenswerte Bürgerbeteiligung, aus der ein sogenannter Eckdatenbeschluss entstanden ist. Darin wurden die Forderungen und Wünsche der Bürger aufgenommen und man at uns in den Glauben versetzt, dass diese Forderungen ernstgenommen werden. Ich greife ein paar Punkte heraus, um zu zeigen, wie ernst die Forderungen der Bürger genommen werden:
- Auf Seite 20 und Seite 26 des Eckdatenpapiers steht: „Berücksichtigung des dörflichen Charakters von Feldmoching“. Die Antwort darauf ist ein elfgeschossiges Hochhaus, das genau in der Verlängerung der Josef-Frankl-Straße steht und damit in gerade Linie zur Feldmochinger Kirche. Statt der Berücksichtigung des dörflichen Charakters entsteht nun „Klein-Manhattan in Feldmoching“.
- Im Eckdatenpapier auf Seite 20 steht: „die Höhenentwicklung der Neubauten ist analog der gewachsenen Bebauung“ auszuführen und auf Seite 19: „Wegen der niedrigen Bestandsbebauung, östlich der Raheinstraße, ist eine kleinteilige Bebauung vorzusehen.“ Was wird gemacht? Zwischen Dülfer- und Herbergstraße, wo nur Häuschen mit Erdgeschoss plus Dach stehen, soll vier-geschoss-hoch gebaut werden, ein Block dicht neben dem anderen.
- Noch was: Auf Seite 19 und auf Seite 27 steht im Eckdatenbeschluss, dass die Verschattung der Bestandsbebauung durch eine Studie zu prüfen sei. Dazu heißt es jetzt: „Das brauchen wir nicht, wir halten die Bayerische Bauordnung ein.“ Ein bemerkenswertes Argument. Das klingt so, als ob man vorhatte, die Bayerische Bauordnung nicht einzuhalten, was gar nicht geht. Und da man sie einhält ist diese Forderung obsolet.
Es gibt noch weitere Punkte im Eckdatenbeschluss mit Bürgerforderungen, die nicht eingehalten werden. Ich schnek sie mir aus Zeitgründen. Wir haben aber dazu eine Unterschriftenliste vorbereitet, auf die ich noch zurückkomme.
Eine Geschichte muss ich aber noch erzählen, die besonders deutlich zeigt, wie wir Bürger verschaukelt werden: Kurz vor Beginn des Wettbewerbs tauchte im Norden des Baufeldes plötzlich eine zusätzliche Fläche auf den Plänen auf, die als „Ausgleichsfläche und Grünverbindung zum Feldmochinger Anger“ bezeichnet wurde. „Ausgleichsfläche“ klingt so, als ob man für das, was man zubaut, woanders was zurückbaut, also „ausgleicht“. Nun, so ist es bei „Ausgleichsflächen“ praktisch nie, und auch hier nicht. Die sogenannte Ausgleichsfläche bei diesem Bauvorhaben ist jetzt Grün- und Ackerland und der Sinn dieser Ausgleichsfläche war nur, noch mehr Gebäude auf das übrige Baufeld zu bekommen. Ganz zu Beginn waren nämlich einmal nur 390 Wohneinheiten geplant … Die Krönung war aber dann, dass man jetzt in diese „Grüne Ausgleichsfläche“ eine Kita baut.
Noch eine Frage an die Verwaltung: Mit Schreiben vom 6. Oktober 2017 hat der BUND den Bebauungsplan mit mehreren Begründungen abgelehnt. Was geschieht mit dieser Ablehnung, wird sie in irgendeiner Weise berücksichtigt?
Wir haben eine Unterschriftenliste vorbereitet, mit den Forderungen der Bürger im Eckdatenbeschluss, die nicht eingehalten sind. Sie können diese Liste im Anschluss an die Veranstaltung unterschreiben. Sie können sie aber auch mitnehmen, in Ruhe durchlesen und dann erst unterschreiben. Sie müssen sie aber bis zum nächsten Samstag in unseren Briefkasten werfen, Adresse steht unten drauf, weil diese Forderungen spätestens am 16. November 2017 im Planungsreferat sein müssen.
Vielen Dank für Ihre Geduld
Reinhard Sachsinger, Vorstand Aktionsgemeinschaft „Rettet den Münchener Norden!“ e.V.
Hinweis der Redaktion: Die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Münchener Norden!“ e.V. ist Teil des Bündnis München Nord.