
Ernst-Toller-Platz (seit 1996) in Schwabing
Ernst Toller war Sohn eines angesehenen jüdischen Getreidegroßhändlers. Er kam 1906 auf das Königliche Realgymnasium in Bromberg, wo er zum Militarismus erzogen wurde. Nach dem Abitur studiert er 1914 in Grenoble und trat am 9.8.1914 als Kriegsfreiwilliger dem 1. Kgl. Bay. Fuß-Artillerie-Regiment in München bei. Er kämpfte bei Verdun, wurde für seine Tapferkeit ausgezeichnet und zum Unteroffizier befördert. Hier entstanden seine ersten Gedichte gegen den Krieg. 1916 erlitt er einen Zusammenbruch und war nicht mehr kriegsverwendungsfähig. Toller studierte dann in München Jura, Philosophie und Literaturwissenschaft. Er begegnete Artur Kutscher, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Eugen Diederichs und Max Weber.
Ende 1917 traf er sich mit Pazifisten wie Kurt Eisner, Felix Fechenbach, Oskar Maria Graf und Erich Mühsam. Er trat der Unabhängigen Sozialdemokratische Partei (USPD) bei. Im Januar 1918 wurde er wegen Beteiligung am Munitionsarbeiterstreik inhaftiert und in die Psychiatrie eingewiesen. Er engagierte sich in der Revolution und übernahm nach der Ermordung von Ministerpräsident Kurt Eisner am 21.2.1919 dessen Nachfolge im Parteivorsitz der bayerischen USPD. Mit Gustav Landauer und Erich Mühsam hatte er eine führende Rolle bei der am 7.4. ausgerufenen ersten Räterepublik. In der am 13.4. ausgelösten zweiten (kommunistischen) Räterepublik wurde er stellvertretender Stadtkommandant. Vor dem Einmarsch von Freikorps- und Reichswehrtruppen tauchte Toller unter und wurde am 4.6. in Schwabing verhaftet.
Da der bekannte Soziologe Max Weber ihm als Zeuge die „absolute Lauterkeit“ eines radikalen Gesinnungsethikers bescheinigte, wurde er zu „nur“ fünf Jahren Festungshaft verurteilt. In der bis zum 15.7.1924 dauernden Haft schrieb Toller expressionistische Gedichte und Dramen (Masse Mensch, Die Maschinenstürmer, Hinkemann) die ihn bekannt machten. Mit seiner Geschichts – revue Hoppla, wir leben! feierte er 1927 einen großen Erfolg.
1932 ging Toller ins Exil nach Amsterdam und Zürich. Nach Ausbürgerung und Bücherverbrennung zog er über Paris und London nach Kalifornien. Der Spanische Bürgerkrieg und die Tatenlosigkeit demokratischer Kräfte gegen die Brutalität von Faschisten machten Toller depressiv und er erhängte sich 1939.
Foto: Ernst Toller während seiner Haft im Festungsgefängnis Niederschönenfeld (frühe 1920er Jahre), von