Der Pfarrsaal von St. Agnes in der Lerchenau war zum Vortrag und Diskussion zum Thema Nachverdichtung am 22. September 2017 voll besetzt, trotz starker Konkurrenz von Oktoberfest und Heimspiel des FC Bayern München.
Eingeladen hatte der Bürgerverein Lerchenau e.V. in Zusammenarbeit mit der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Münchener Norden!“ e.V. und der Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V. Nach der Begrüßung durch die beiden Vereinsvorstände Karola Kennerknecht und Helmut Jarvers und einer kurzen Einführung, bei der sie auf die Entwicklung der Siedlung Lerchenau und deren Umfeld eingingen, trug die Gymnasiastin Johanna Grund ihre Seminararbeit zu diesem Thema vor. Diese war sehr gut recherchiert und man konnte es ihr anmerken, dass sie sich sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte und außerordentlich interessiert war. Sie beschrieb die juristischen Hintergründe und zeigte anhand von Vorher-Nachher-Fotos welche Auswirkungen die Nachverdichtung in der Lerchenau hatte, stellvertretend für andere Stadtteile. Schließlich beschäftigte sie sich mit möglichen Lösungsansätzen, die jedoch, so ihre Befürchtung, für die Lerchenau zu spät kommen würden.

Im Anschluss trug der Vorsitzende des BUND Naturschutz e.V. in München Christian Hierneis zum Thema „Schutz der Grünflächen in München – Warum wir unsere Grünflächen und unsere Landwirtschaft behalten müssen“ vor. Darin erläuterte er die Funktion der Grüngürtel und Frischluftschneisen, hob die regionale Versorgung der Stadt mit frischen Lebensmitteln hervor und zählte zahlreiche heimische Tierarten auf, die ohne diese Grünflächen verschwinden würden. In diesem Zusammenhang rief er auch dazu auf, Tiere und Pflanzen in der Gegend zur aktualisierten Kartierung an den BUND Naturschutz zu melden. Bis zu 10 Grad beträgt der Temperaturunterschied von versiegelter Fläche zu Grünfläche. Er widersprach auch der Darstellung, dass es einen Wohnungsnotstand gäbe und berichtete von insgesamt 2 Millionen leerstehenden Wohnungen in Deutschland, davon 90.000 in Bayern. Und diese seien nicht nur in ländlichen Gebieten zu finden, sondern auch in Ballungszentren wie München.
In der anschließenden Diskussionsrunde pflichtete ihm der Vertreter der Bürgerinitiative Fauststraße 90, Horst Münzinger, bei und berichtete, dass er selbst viele Bürger kenne, die ihre Wohnungen leerstehen lassen würden, weil sie als Vermieter immer mehr Pflichten und immer weniger Rechte hätten. Er selbst müsse sich beim Finanzamt für seine niedrigen Mieten rechtfertigen. Die anwesenden Bürger äußerten sich weitestgehend ablehnend gegenüber weiterer Verdichtung und Bebauung. Dabei war allen klar, dass es ganz ohne Bebauung nicht gehen kann. Auch die Verteter der anderen anwesenden Bürgervereine und ‑initiativen meldeten sich zu Wort und forderten eine „angepasstere“ Bebauung, wie das Ehepaar Sonja und Reinhard Sachsinger vom Aktionsgemeinschaft „Rettet den Münchener Norden!“ e.V. und zu mehr bürgerschaftlichem Engagement rief Werner Paulus, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V. auf, denn eine Einflußnahme auf die Politik sei möglich, wenn nur alle an einem Strang zögen. Das haben die letzten Monate deutlich gezeigt.
Vertreter fast aller politischen Parteien meldeten sich ebenfalls zum Thema und stellten Ihre Standpunkte dar. Der Fraktionsvorsitzende der CSU im Bezirksausschuss des 24. Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl, Maximilian Bauer, rief auch zu mehr politischem Engagement der Bürger auf. Während sich die Vertreter der CSU kritisch gegenüber Instrumenten wie der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) äußerten, stand für die Verteter der SPD die Schaffung von Wohnraum im Vordergrund. Dort nimmt man das weitere Wachstum der Stadt als Gesetzmäßigkeit hin, auf das man reagieren müsse. Was man machen würde, wenn einst alles zugebaut ist, darauf konnten sie aber keine Antwort geben. Die Grünen stellten sich gegen jedwede Bebauung.
Die Diskussion wäre wohl noch stundenlang weitergegangen, aber irgendwann war auch bei dieser Veranstaltung Schluss. Doch die drei Bürgervereine planen bereits die nächsten Veranstaltungen zum Thema Verdichtung und gegen die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) München Nord. Wenn auch Sie sich für das Thema interessieren und/oder sich aktiv daran beteiligen möchten, können Sie über unsere Webseite mit Dirk Höpner in Verbindung treten, der unsere SEM-Gruppe leitet.