Am Freitag, 16. November 2012 lud der Bundestagsabgeordente Johannes Singhammer (CSU) zu einer Diskussionsrunde zum Thema „S1 – Wie geht es weiter“.
Über 100 Interessierte fanden sich um 15:00 Uhr zum Ortstermin am Bahnübergang ein und innerhalb weniger Minuten vor Ort schlossen die Bahnschranken drei Mal. So war auch für den letzten Zweifler offensichtlich, dass am Bahnübergang dringend etwas geschehen muss.
Im Anschluss an den Vor-Ort-Termin zogen die Besucher zur Diskussionsrunde in den nahegelegenen Pfarrsaal von St. Christoph. Wegen des großen Andrangs mussten einige Besucher die Veranstaltung leider im Stehen erleben. An der Podiumsdiskussion nahmen teil (in der Reihenfolge des späteren Auftretens):
- Johannes Singhammer, CSU, Bundestagsabgeordneter
- Mechthilde Wittmann, CSU, Fraktionsvorsitzende der CSU im Stadtrat der Stadt München
- Klaus Dieter Josel, Generalbevollmächtigter für Bayern der Deutschen Bahn AG
- Georg Dunkel, Stadtverwaltung München, Planungsreferat, Stadtentwicklung
- Roland Zeller, Stadtverwaltung München, Planungsreferat, Tiefbau
- Georg Aschauer, 2. Vorsitzender der Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V.
- Hans Lacker, Aktionskreis Lärmschutz Bahn S1 e.V.
- Johannes Hohenadl, Vertreter der Lerchenau, Mitglied des BA24 (FDP)
In der Eröffnungsrede wies Herr Singhammer darauf hin, dass aufgrund der ca. 40 Minuten pro Stunde geschlossenen Bahnschranken, eine schnelle Lösung des Problems angeraten wäre. Er selbst bevorzuge die Lösung der Tieferlegung der Bahn, die auch die Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V. anstrebt. Er stellte jedoch ebenso klar, dass es am Ende der „Besteller“ (also die Stadt München) zu entscheiden habe, welche Lösung umgesetzt wird. Er wies darauf hin, dass die Steuerzahler, sowohl privat als auch gewerblich, ein Recht darauf hätten, an der Diskussion und der Entscheidung beteiligt zu werden.
Der Vertreter der Deutschen Bahn, Herr Klaus Dieter Josel, konnte sich in die Situation der Einwohner einfühlen, eine Lösung für den Bahnübergang zu finden, der 30 Minuten pro Stunde geschlossen sei, was allerdings untertrieben ist (Anm. des Redakteurs). Er sprach sich für eine Verbesserung der S‑Bahninfrastrukter in Form einer zweiten Stammstrecke aus, wies aber auch darauf hin, dass nicht die Deutsche Bahn, sondern der Bund für den Neubau von Fernverkehrsstrecken zuständig sei. Ein vierspuriger Ausbau der Strecke durch die Fasanerie sei aus der Sicht der Deutschen Bahn nicht geplant. Finanzielle Mittel für eine Tieferlegung der Bahn im Bereich des Bahnübergangs in der Fasanerie seien von der DB Netz nicht eingeplant. Er verwies auf die Vorplanung der Stadt in Sachen Straßenunterführung, zu der auch bereits ein erstes Gespräch stattgefunden habe. Um diese Lösung schnellstmöglich auf den Weg zu bekommen, sicherte er zu, dass noch in diesem Jahr der Anteil der Deutschen Bahn an den Mitteln zur Umsetzung dieser Lösung bereitgestellt werden könne. Auf einen Termin für den ersten Spatenstich wollte er sich nicht festlegen, gab aber später an, dass es auch unter optimalen Bedingungen nicht vor 2018 stattfinden können und dies sei sehr optmistisch gerechnet.
Frau Mechthilde Wittmann versuchte die Hoffnungen der Bürger auf eine Tieferlegung der Bahn zu bremsen, da diese aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu verwirklichen wäre. Sie geht davon aus, dass noch in diesem Jahr die Planungsvereinbarung der Stadt für die Straßenunterführung abgeschlossen werden würde.
Herr Georg Dunkel vom Planungsreferat der Stadt München wollte der außerordentlichen Bürgerversammlung am 4. Dezember 2012 nicht vorgreifen, bei der die Stadt das Verkehrskonzept Nord vorstellen werde. Er bezeichnete die Straßenunterführung als die einzig machbare Lösung, die folgerichtig auch von der Stadt verfolgt würde, der Auftrag dazu läge vom Planungsausschuss vor und entsprechende Mittel seien bereitgestellt. Die Planung für die anderen Bahnübergänge (Lerchenauer Straße und Lerchenstraße) seien zurückgestellt. Aus städtebaulicher Sicht hielt auch er die Tieferlegung der Bahn für bevorzugenswert. Im Vergleich zu der von der Stadt anvisierten Tieferlegung der S‑Bahnstrecke in Johanneskirchen verwies er auf den dortigen vierspurigen Ausbau der Bahn sowie der Ausweisung der Gegend als Zuzugsgebiet.
Herr Roland Zeller, ebenfalls vom Planungsreferat der Stadt München erklärte ebenfalls die Straßenuntertunnelung für die einzig machbare Lösung und damit auch für die einzige Lösung, die die Stadt verfolge. Er bezifferte die finanziellen Aufwendungen der Stadt für den Straßentunnel auf 8 Mio. Euro, während die Tieferlegung der Bahn 100 Mio. Euro koste. Einen genaue Aufstellung der Kosten blieb jedoch auch er den Bürgern schuldig, ebenso wie einen möglichen Realisierungstermin. Er erklärte außerdem, dass es in der Bevölkerung Befürworter für alle drei Lösungen (Straßenunterführung, Tieferlegung der Bahn, keine Veränderung) gäbe, womit die Stadt einem Teil der Bevölkerung gerecht würde. Dass beim „Runden Tisch“ am 11. Juni 2011 zwei Drittel der Anwesenden gegen die Straßenunterführung votierten, verschwieg er allerdings.
Als erster Vertreter aus der Bevölkerung erhielt der 2. Vorsitzende der Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V., Georg Aschauer, das Wort. Herr Aschauer wies auf die besondere Situation der Fasanerie mit dem Rangierbahnhof als Riegel im Süden des Viertels hin. Außerdem sei das gesamte Planungsverfahren der Stadt bisher fehlerbehaftet, da ein Gesamtkonzept fehle und der Bahnübergang in der Fasanerie isoliert als reines Verkehrsprojekt betrachtet werde, das sich am Eisenbahnkreuzungsgesetz des Bundes orientiere, welches nach über 50 Jahren veraltet und nicht mehr auf der Höhe der Zeit sei und dringend reformiert gehörte. Im späteren Verlauf stimmte Johannes Singhammer dieser Bemerkung zu. Er äußerte Verständnis für das Bestreben der Stadt, eine Lösung zu finden, die finanzierbar ist, was jedoch nicht dazu führen dürfe, alle Alternativen, die nicht die billigste Lösung darstellen, zu ignorieren. Im Namen des Vereins und seiner Mitglieder forderte er die Stadt und deren politisch Vertreter dazu auf, mit den Bürgern in den Dialog zu treten und ihre Blockadehaltung aufzugeben, anstatt sich hinter der Verwaltung zu verstecken. Er äußerte die Wünsche der Menschen in der Fasanerie für eine gerechte Stadtpolitik, die offen und dialogorientiert sein sollte, außerdem eine gesetzliche Regelung für Verkehrsprojekte, die auch die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt und einen Bezirksausschuss, der vorrangig die Interessen der Bevölkerung vertritt. Die Ausführungen von Georg Aschauer im Detail haben wir für Sie zum Download zusammengestellt. Der Vortrag Herrn Aschauers erhielt von allen bisherigen Rednern mit Abstand den längsten und stärksten Applaus und das sollte sich auch bis zum Ende der Veranstaltung nicht mehr ändern.
Im Anschluss erhielt Herr Lacker vom Aktionskreis Lärmschutz Bahn S1 e.V. das Wort, der sich weitestgehend den Äußerungen Herrn Aschauers anschloss.
Als Letzter erhielt Johann Hohenadl vom Bürgerverein Lerchenau das Wort, der auch Mitglied des Bezirksausschusses ist. Er sprach sich aus wirtschaftlichen Gründen für den Straßentunnel aus. Er wies aber auch darauf hin, dass gleichzeitig mit der Lösung am Bahnübergang Fasanerie / Feldmochinger Straße die Übergänge in der Lerchenau betrachtet werden müssen, um zu verhindern, dass zukünftig der gesamte Verkehr über die Feldmochinger Straße führe.
Im Anschluß an die Podiumsdiskussion gab Herr Singhammer den Bürgern das Wort, die diese Gelegenheit auch zahlreich nutzten. Dabei gab es Wortmeldungen für und gegen jede der oben bereits angesprochenen drei Lösungen, die unterschiedlich viel Zu- und Widerspruch der restlichen anwesenden Bürger erhielten, ähnlich der Vorträge während der Podiumsdiskussion. Außer dem Thema Bahnübergang gab es auch eine Wortmeldung zum „Verschanzen“ der Bahnübergangswärter, die Herr Josel von der Deutschen Bahn mit dem Verhindern von Beschimpfungen seiner Kollegen erklärte.
Da sich die Politik weiter hinter der Verwaltung versteckt und diese widerum auf die von den Politikern gemachten Gesetze verweist, kam es auch bei dieser Veranstaltung nicht zu der von unserem Verein gewünschten Annäherung, sondern es wurden – wie bei etlichen vorherigen Veranstaltungen – Standpunkte ausgetauscht. Wir wünschen uns, dass sich die Politik endlich die Wünsche der Mehrheit der Bürger in der Fasanerie anhört und versucht, gemeinsam mit diesen, eine Lösung zu finden, mit der alle Seiten leben können. So wird es aller Voraussicht nach am 4. Dezember zur nächsten Runde in dieser Diskussion kommen, wenn vier Bezirksausschüsse zur außerordentlichen Bürgerversammlung einladen, um den Bürgern ihr Verkehrskonzept für den Münchner Norden vorzustellen. Daher rufen wir alle Mitbürger auf: nehmen Sie an der außerordentlichen Bürgerversammlung zum Verkehrskonzept Münchener Norden teil und melden Sie sich mit Ihrer Meinung zu Wort. Unterstützen Sie den Antrag der Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V. für eine offene Diskussion für eine GUTE Lösung des Bahnübergangs, statt für eine schnelle und billige Lösung. Die Bürgerversammlung findet ab 19:30 Uhr in der Faganahalle, Georg-Zech-Allee 15 – 17, 80995 München statt.
Für alle, die gerne zu dieser Veranstaltung gekommen wären, denen es jedoch nicht möglich war, aber auch für alle anderen, gibt es auf YouTube von der CSU am Hart auch ein Video: