Pan­de­mie­mü­dig­keit

Kaum vor­stell­bar, aber es ist gera­de erst gut neun Mona­te her, dass in Deutsch­land eine neue Zeit­rech­nung begann: die Zeit vor COVID19 und die Zeit danach. Vie­le von uns ahn­ten damals nicht, wel­che weit­rei­chen­den Fol­gen die­ses Virus auf unse­re Gesell­schaft und auf unser Zusam­men­le­ben haben würden.

Anfangs wur­de es meist noch als eine gefähr­li­che und anste­cken­de Epi­de­mie betrach­tet, die sich mit kurz­fris­ti­gen dras­ti­schen Ein­schrän­kun­gen zäh­ne­knir­schend bekämp­fen ließ. Die Nach­fra­ge nach Mund-Nasen­schutz stieg dras­tisch, die Maß­nah­men wirk­ten aus heu­ti­ger Sicht teil­wei­se etwas hilf­los – aber der aller­größ­te Teil der Bevöl­ke­rung sah die Not­wen­dig­keit ein, das öffent­li­che Leben her­un­ter­zu­fah­ren, um Men­schen­le­ben zu ret­ten. Zu prä­sent waren die Bil­der aus Nord­ita­li­en mit einer zusam­men­ge­bro­che­nen Krankenhausversorgung.

Der Königs­platz Anfang Mai 2020

Auch die Interessen­gemeinschaft Fasa­ne­rie aktiv sag­te zunächst alle Ver­an­stal­tun­gen ab und leg­te ihre Pla­nun­gen auf Eis, in der Hoff­nung, dass der Som­mer mit stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren und weni­ger Auf­ent­halt in Räu­men die Anste­ckungs­wel­le bre­chen wür­de. Wir orga­ni­sier­ten Ange­bo­te zur Nach­bar­schafts­hil­fe und zur Unter­stüt­zung der loka­len Gas­tro­no­mie. Gut gedacht und viel­leicht auch manch­mal etwas zu gut gemeint…

Und es sah anfangs ja auch aus, als ob wir in Deutsch­land im Som­mer und mit der Aus­sicht auf einen son­ni­gen und lan­gen Herbst um eine zwei­te – und epi­de­mio­lo­gisch vor­her­sag­ba­re – noch hef­ti­ge­re Wel­le her­um­kom­men würden.

Mit der Rück­kehr der Urlau­ber und dem Schul­be­ginn aber began­nen die Zah­len wie­der lang­sam zu stei­gen. Was gera­de noch nach einer erträg­li­chen lang­sa­men Erho­lung des gesell­schaft­li­chen Lebens aus­sah, ent­pupp­te sich nun als eine trü­ge­ri­sche Hoff­nung. Die zwei­te Wel­le kam. Und sie traf auf eine Gesell­schaft, die das läs­ti­ge Abstand­hal­ten und Mas­ken­tra­gen leid war. Denn egal, wie man zu medi­zi­ni­scher Evi­denz steht – das Tra­gen von Mas­ken ist läs­tig, die stän­di­gen Ein­schrän­kun­gen wie Abstand­hal­ten sind unbe­quem. Wir alle wol­len wie­der in einer sozia­le Nor­ma­li­tät zurück, in der man sich im Bier­gar­ten trifft oder im Café, in der man mit Freun­den unter­wegs ist und sich abends zum Gril­len oder auf ein Bier verabredet.

Geht alles nicht. 

Das macht uns alle müde, sehr müde. Und viel­leicht auch ein wenig nach­läs­sig, vor allem wenn Fei­er­ta­ge vor der Tür ste­hen, die eigent­lich genau das ver­spre­chen, was man sich unbe­dingt ver­knei­fen soll­te: die eige­ne Fami­lie besu­chen, Eltern, Ver­wandt­schaft. Es genügt ein Besuch im Kauf­haus beim Geschen­ke­kauf, ein Schlan­ge­ste­hen im Super­markt, um sich das Virus ein­zu­fan­gen, dann eine Woche spä­ter ein Besuch bei der Ver­wandt­schaft, die viel­leicht unter Asth­ma lei­det – und das Unheil nimmt sei­nen Lauf… 

Unser Weih­nachts­wunsch: Nicht locker las­sen, nicht nach­läs­sig wer­den. Das Virus ist immer noch da und war­tet auf jede Gele­gen­heit. Die bie­tet sich erst recht, wenn wir müde sind, pandemiemüde.

Schreiben Sie einen Kommentar