Kaum vorstellbar, aber es ist gerade erst gut neun Monate her, dass in Deutschland eine neue Zeitrechnung begann: die Zeit vor COVID19 und die Zeit danach. Viele von uns ahnten damals nicht, welche weitreichenden Folgen dieses Virus auf unsere Gesellschaft und auf unser Zusammenleben haben würden.
Anfangs wurde es meist noch als eine gefährliche und ansteckende Epidemie betrachtet, die sich mit kurzfristigen drastischen Einschränkungen zähneknirschend bekämpfen ließ. Die Nachfrage nach Mund-Nasenschutz stieg drastisch, die Maßnahmen wirkten aus heutiger Sicht teilweise etwas hilflos – aber der allergrößte Teil der Bevölkerung sah die Notwendigkeit ein, das öffentliche Leben herunterzufahren, um Menschenleben zu retten. Zu präsent waren die Bilder aus Norditalien mit einer zusammengebrochenen Krankenhausversorgung.
Auch die Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv sagte zunächst alle Veranstaltungen ab und legte ihre Planungen auf Eis, in der Hoffnung, dass der Sommer mit steigenden Temperaturen und weniger Aufenthalt in Räumen die Ansteckungswelle brechen würde. Wir organisierten Angebote zur Nachbarschaftshilfe und zur Unterstützung der lokalen Gastronomie. Gut gedacht und vielleicht auch manchmal etwas zu gut gemeint…
Und es sah anfangs ja auch aus, als ob wir in Deutschland im Sommer und mit der Aussicht auf einen sonnigen und langen Herbst um eine zweite – und epidemiologisch vorhersagbare – noch heftigere Welle herumkommen würden.
Mit der Rückkehr der Urlauber und dem Schulbeginn aber begannen die Zahlen wieder langsam zu steigen. Was gerade noch nach einer erträglichen langsamen Erholung des gesellschaftlichen Lebens aussah, entpuppte sich nun als eine trügerische Hoffnung. Die zweite Welle kam. Und sie traf auf eine Gesellschaft, die das lästige Abstandhalten und Maskentragen leid war. Denn egal, wie man zu medizinischer Evidenz steht – das Tragen von Masken ist lästig, die ständigen Einschränkungen wie Abstandhalten sind unbequem. Wir alle wollen wieder in einer soziale Normalität zurück, in der man sich im Biergarten trifft oder im Café, in der man mit Freunden unterwegs ist und sich abends zum Grillen oder auf ein Bier verabredet.
Geht alles nicht.
Das macht uns alle müde, sehr müde. Und vielleicht auch ein wenig nachlässig, vor allem wenn Feiertage vor der Tür stehen, die eigentlich genau das versprechen, was man sich unbedingt verkneifen sollte: die eigene Familie besuchen, Eltern, Verwandtschaft. Es genügt ein Besuch im Kaufhaus beim Geschenkekauf, ein Schlangestehen im Supermarkt, um sich das Virus einzufangen, dann eine Woche später ein Besuch bei der Verwandtschaft, die vielleicht unter Asthma leidet – und das Unheil nimmt seinen Lauf…
Unser Weihnachtswunsch: Nicht locker lassen, nicht nachlässig werden. Das Virus ist immer noch da und wartet auf jede Gelegenheit. Die bietet sich erst recht, wenn wir müde sind, pandemiemüde.