Rund 1.500 interessierte Bürger aus den Bezirken Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen-Am Hart, Freimann-Schwabing und Moosach strömten am 4. Dezember 2012 in die Faganahalle und zeigten, dass die Infrastruktur im Münchner Norden ein heißes Thema ist.
Die über 50 von Bürgern gestellten Anträge unterstrichen die Verkehrsnotlage deutlich und machten klar, dass die Stadt schon zu lange zögert, um dem rasanten Bevölkerungs- und Gewerbewachstum im Münchner Norden mit hinreichenden Verkehrskonzepten gerecht zu werden. Die meisten dieser Anträge befassten sich mit planerischen Alternativen für eine Straßenanbindung an die Autobahn A99. Diese Bemühungen beruhen einerseits auf einem Wunsch der Firma BMW, zum anderen hängen sie aber grundsätzlich mit dem starken Industriegürtel im Münchner Norden zusammen. PKWs von Mitarbeitern der ansässigen Unternehmen, aber auch gewerblicher Verkehr belasten die vorhandene Straßeninfrastruktur umso mehr, je größer der wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen wächst. Festzuhalten belibt aber auch, dass sich durch dieses Wachstum das Arbeitsplatzangebot vergrößert und die Einnahmen der Stadt aus Gewerbe- und Einkommensteuer erhöht.
Herr Dunkel vom Planungsreferat der Stadt München zeigte in seinem Vortrag über das Verkehrskonzept der Stadt deutlich die prekäre Straßensituation im Münchner Norden auf und wies ebenso auf die Unterversorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Zur Überraschung aller Zuhörer erklärte er aber in seinen weiteren Ausführungen, dass alle untersuchten Modelle im U‑Bahn-Bereich, gleich, ob es sich um Querverbindungen oder Verlängerungen handelte, durch den Filter der behördlichen Kosten-Nutzen-Analyse fielen. Man spürte sein schlechtes Gewissen, merkte, dass er persönlich zwar anders über die Sachlage denkt, ihm aber offensichtlich die Hände gebunden sind. Beide Alternativen der Anbindung an die Autobahn, die Staatsstraße 2342 über Feldmoching und die Schleißheimer Straße mit oder ohne Tunnel, wurden von verschiedenen Antragstellern einhellig kathegorisch abgelehnt. Offen blieb noch eine Variante, die die Ingolstädter Straße in einer überdeckelten Form favorisiert.
Für einen neutralen Beobachter war auffallend, dass bei der Diskussion um den Ausbau von Straßen Modelle gesucht wurden, die alle Fahrzeuge, gleich ob groß oder klein, weitgehend als Verursacher von Lärm, Gefahren und Umweltschäden aus dem Stadtbild verbannen wollten. Insbesondere kam der Pendlerverkehr aus dem Umland in die Kritik der Antragsteller. Mit großen, am besten noch kostenlosen Parkhäusern am Stadtrand und einem damit verbundenen Ausbau des Versorgungssystems mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wollte man eine verträglich Lösung für die Anwohner finden.
Zum Thema Bahnübergänge an der S1 im Münchner Norden sprach Herr Dunkel in seinem Vortrag ebenso von einer außergewöhnlichen Belastung für die betroffenen Bürger. Als ersten Lösungsschritt treibe man nun gezielt die Straßenunterführung in der Feldmochinger Straße inklusive einem parallen Fuß- und Radweg nach vorne. Für die beiden anderen Bahnübergänge an der Lerchenauer Straße und der Lerchenstraße stellte er das Projekt einer Straßenführung vor, die in etwa in der arithmetischen Mitte der beiden heutigen Bahnübergänge schrankenlos verlaufen würde. Diese Planung ist jedoch auf niedrige Priorität gesetzt und soll erst nach der Fertigstellung der Unterführung in der Feldmochinger Straße in Angriff genommen werden.
Wir als Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V. plädierten in unserem Antrag für eine gleichzeitige Barrierefreimachung aller drei Bahnübergänge an der S1. Eine einseitige Öffnung würde den gesamten Verkehr, der heute über die Lerchenauer Straße und die Lerchenstraße läuft, weitestgehend auch in die Fasanerie ziehen. Eine Unzumutbarkeit für die Anwohner der Feldmochinger Straße, der Himmelsschlüsselstraße und diverser anderer Querverbindungen wie zum Beispiel der Straße Am Blütenanger und er Trollblumenstraße. In der anschließenden Abstimmung der Bürgerversammlung wurde diesem Antrag mit großer Mehrheit zugestimmt.
Abgelehnt wurde hingegen ein zweiter Antrag, mit dem wir die Weiterführung der Lassallestraße bis nach Feldmoching forderten, um einen vierten Übergang über die Bahnstrecke der S1 zu schaffen, um den Verkehr besser zu verteilen. Allerdings wurde ein ähnlich lautender Antrag einer anderen Person angenommen, der zusätzlich von der Stadt Auskunft einforderte, warum dieses Projekt stillgelegt wurde, sodaß wir mit dem Ausgang der Abstimmungen über die Anträge sehr zufrieden sind.
Parallel wurde von einer weiteren Person im Zusammenhang mit der Gestaltung von schrankenlosen Bahnübergängen gefordert, dass die von der Stadt München favorisierte Lösung der Straßenunterführung Feldmochinger Straße schnellstmöglich durchgeführt werde, die Übergänge an der Lerchenauer Straße und der Lerchenstraße zeitnah folgen müßten und darüber hinaus das Industriegleis an der Lerchenauer Straße stillgelegt werden solle. Diese Anträge wurden mit Mehrheit angenommen.
Klaus Backer
Vorstand Interessengemeinschaft Fasanerie aktiv e.V.
Aktuelle Informationen zum Planung des Verkehrskonzepts Münchner Norden der Stadt München finden Sie auf der Webseite der Stadt unter: http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Verkehrsplanung/Verkehrskonzept-Muenchner-Norden.html