Mein Schulweg nach Feldmoching (1948−51) und die Zeit in der Volksschule Fasanerie
Erinnerungen von Harald Landgraf (Jahrgang 1942)
Naa, in de Zwergerlschui gengan mia ned eine. Mia bleim in Feldmoching. – So sprachen wir damals, erst neunjährig. 1951 muß es gewesen sein, auf dem Weg von der Schule in Feldmoching nach Hause. Es war ein sehr weiter Weg für die kleinen Kinderfüße, denn ich wohnte in der Fasanerie Nord in der Himmelschlüsselstraße 33, nicht weit vom Lerchenauer See entfernt. Der lange Straßenname allein verkörperte für mich schon den himmelweiten Weg nach Feldmoching. Vor der Umbenennung hieß sie Jasminstraße. Ich höre noch heute, wie meine Mutter schimpfte: „Himmelschlüsselstraße, mein Gott! Wie kann man nur einen so entsetzlich langen Straßennamen erfinden?“ Mein größerer Bruder Heini und der Engleitner Franzi erklärten sich denn auch sofort bereit, diese viel zu langen Straßenschilder nachts gleich umzusägen. – Ich glaube, daß ich damals gut eine Stunde oder mehr unterwegs war bis zu Schule in Feldmoching. Und der Heimweg dauerte meist noch viel länger, weil wir oft stehenblieben um etwas anzusehen und anzufassen. Kleine Kinder sind ja neugierig wie junge Tiere.
Die Umwege waren manchmal weitschweifig: über die Feldmochinger Schmiede vom Zech, wo noch Pferde beschlagen wurden, weiter zu Reigersbach, um dort Forellen anzuschauen.
Statt über die „Äußere Feldmochinger Straße“ ging ich zuweilen auf dem Franz-Sperr-Weg am Lerchenauer See entlang nach Hause. Er war damals viel größer – eine öde Kiesgrube, rechts des Weges weite Felder bis hinüber an die Bahn. Dort lauerte mir ein gar unheimlicher Dämon auf, zerrte mich gewaltsam vom Wege herunter und zwang mich auf den gewaltigen Eimerkettenbagger zuzugehen – groß wie die Feldmochinger Kirche, mit einem höchst geheimnisvollen Innenleben. Jeder Widerstand war sinnlos. – Man konnte nur durch ein aufgebrochenes, hochgelegenes Eisenfenster in diesen Bagger einsteigen, das aber von dem vielrädrigen, tausendfüsslergleichen Fahrgestell aus schwer zu erklimmen war. Von dort kletterte man über eine enge Eisenstiege in den sehr geräumigen ersten Stock mit dem Kiessammelbehälter zum Befüllen der Lorenzüge, die unter dem Bagger auf zwei Gleisen hindurchfahren konnten. Dann kam eine weitere Stiege, die zum riesigen Elektromotor führte, dessen Kupferwicklungen gleich nach Kriegsende gestohlen wurden. Von der Plattform des Motors führte eine Eisenleiter über ein Zwischenpodest ganz hinauf bis zum Dachausstieg. Stand man dort im zugigen Winde, so spannten sich über dem Kopfe hinweg viel dicke Drahtseile zweireihig übereinander, mit denen der riesige Ausleger mit den Schaufeln über einen Zwischenmast gehoben und gesenkt werden konnte, und zwar mit Hilfe eines Gegengewichtes von der Größe eines Eisenbahntankwaggons, das sich auf der Rückseite des Baggers auf Schienen auf und ab bewegte. Vom Dach aus konnte man die straff gespannten Seile besteigen und sich dann in schwindelerregender Höhe zum Zwischenmast vorsichtig hinüberhanteln, um von dort über eine Eisenleiter zu den Schaufeln des Eimerkettenauslegers wieder hinabzusteigen. Das Dach des Baggers wurde von einem Kran mit langem Ausleger überragt, doch da habe ich mich nie hinaufgetraut. Dieser Bagger war zwar gefährlich, aber unvergleichlich zum Herumklettern. In einer größeren Entfernung stand noch die lange Gleisrückmaschine zum Verschieben des außergewöhnlich breiten Baggergleises, das gleich sieben Eisenbahnschienen nebeneinander hatte. Dieser Riesenbagger zog mich immer wieder in seinen Bann.

Manchmal machte ich mit einigen Schulkameraden einen Umweg über die Lerchenauer Straße nach Hause. Nach dem Bahnübergang konnte man über die Mochostraße am Bahngleis entlang zum Haltepunkt Fasanerie zurückkehren. In dieser Straße ging es für mich eine Zeitlang nicht mit rechten Dingen zu, oder – war es ein Ort der Sinnestäuschungen? Gleich nach dem Bahnübergang der Lerchenauer Straße mußten wir alle stehenbleiben und schauen. Dort stand ein mächtiges, uraltes Flügelsignal, aus der Zeit der Königlich-Bayrischen Staatseisenbahn, wie es heute nur noch im Deutschen Museum zu sehen ist. Es war ein hoher Mast mit abwechselnd roten und weißen Balken und zwei Signalbügeln, der obere mit auslaufendem Pfeile, der untere mit einer runden Scheibe. Ganz unten war die große orangefarbene Vorsignalscheibe, seitlich angebracht. Dieses Signal, mit seiner Vielzahl von Hebeln und den farbigen Laternen, sah äußerst rätselhaft aus. Nach eingehender Betrachtung, kleine Kinder brauchen dafür sehr viel Zeit, machten wir uns auf den kotigen Feldweg in Richtung Haltepunkt Fasanerie, um das zugehörige Vorsignal zu sehen. Davor kam aber noch die Bahnschranke für die Reinachstraße. Sollten wir die bereits geschlossene Schranke nocheinmal anheben? Dann klingelt es an der Schrankenwärterwinde in der Fasanerie. Und der Schrankenwärter Kilger kommt aus seinem Wellblechhäuschen und schaut und schimpft: „Diese verreckten Saubuam, erwischn wenn i’s tua, aber dann!“ Der Kilger war ein Bahnbeamter bis ins Innerste, er war gewissermaßen die Eisenbahn in Person, mit der er sich so identiÞzierte, als ob sie ihm gehört hätte. Und da fällt mir ein, wie ich mir aus einem hölzernen Bauklotz eine Zugschlußlaterne gefertigt hatte, indem ich sie mit roten und weißen Dreiecken bemalte. Das war mein „Lichtang’henkerl“, und das habe ich immer an einer Schnur bei mir gehabt. Einmal mußte ich vor der geschlossenen Schranke warten und ich habe es mit der Schnur an den Schrankenbaum gehängt. Nachdem der Zug vorübergefahren war, hat der Kilger die Schranke geöffnet und ich bin tief erschrocken – das „Lichtang’henkerl“ war weg! Aber dann habe ich losgeheult. Der Kilger hat mich verstanden und er hat die Schranke sogleich noch einmal mit Gebimmel heruntergekurbelt, extra für mich allein. Das werde ich ihm nie vergessen. – Fünf melodische Doppelglockenschläge aus der Ferne reißen mich schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Die weiß-rot-weiße Fallscheibe der großen schwarzen Läutewerkssäule neben der Wellblechbude beim Kilger war in die Waagerechte gekippt und deshalb für uns nicht mehr zu sehen, der Zug von Moosach durch die Glockenschläge angekündigt. Wir liefen zum Vorsignal, um den Zug vorbeifahren zu sehen. Züge waren immer ganz wichtig auf unserem Schulweg. Das Vorsignal in der Fasanerie sah sehr eigenartig aus. Der Mast war abwechselnd rot und weiß gestrichen und hatte eine große runde Scheibe mit Schlitzen, durch die der Wind hindurchblies. Ihr Anstrich war in leuchtendem Gelborange, eingefaßt von einem schwarzen und einem weißen Ringe. Sie war seitlich am Maste befestigt, hinzu kamen grüne und gelbe Blendenscheiben, bewegt von einem komplizierten Gestänge, sowie zwei große Petroleumlaternen. – Und dann passierte es. Wir starrten auf die Scheibe, und in einem kurzen Augenblick war die Scheibe plötzlich spurlos verschwunden – einfach weg. Wie geht denn das? Statt dessen sahen wir einen schrägen grün-weiß-grünen Pfeil, der doch vorher nicht da war – ebenso unerklärlich. Diese Erscheinung beschäftigte mich längere Zeit. – Eines Tages betrachtete ich das Signal ganz aus der Nähe und sah, wie die zwei halbkreisförmigen Scheibenhälften zurückschlugen und sich dabei gleichzeitig der Pfeil aufrichtete. Aber ein Kind braucht eben viel länger, um solche Zauberei zu durchschauen.
Das letzte Stück meines Schulheimweges, ganz gleich wie ich ging, war natürlich immer die Himmelschlüsselstraße. Ich glaube, es war damals die schlechteste Straße der Fasanerie. Einst war sie eine schmale Teerstraße, gesäumt von vielleicht acht Häusern, sonst nur Wiesen und Felder. Angeblich war sie von den Ketten der Panzer im Kriege so zerstört worden, jedenfalls hat sie eher ausgesehen wie die Kraterlandschaft auf der Mondoberßäche, übersät mit unzähligen, tiefen Schlaglöchern. Nach einem Regen gab es in der Himmelschlüsselstraße vieles zu entdecken: unzählige Wasserpfützen, Regenwürmer, die aus dem nassen Boden ßohen, und Käfer, die ich vor dem Ertrinken retten mußte. Manchmal habe ich einen Staudamm gebaut und das Wasser umgeleitet. Dazu brauchte ich viel Zeit. Der Höhepunkt aber waren die Gewitter im Sommer. Dann ergoß sich ein Sturzbach aus den langen Wasserpfützen in den Hof, wo ich wohnte, überschwemmte alles weitläuÞg, vor allem den Eingang zum Hause, so daß ich ganz am Ende meines Schulweges die Wohnung nur über im Wasser liegende Ziegelsteine mit Mühe erreichen konnte. – Deshalb mußte mein Tiefbauunternehmen „Otto Schlemmer Tiefbau München“ diese Flutkatastrophen bezähmen. Dabei half mir der Zilker Fredi. Er hatte einen Bagger aus dem Metallbaukasten wie ich. „Wir brauchen für die Bagger unbedingt noch einen Tieflader“, sagte er zu mir, „am besten aus Sperrholz“. Aber wie waren die Räder zu fertigen? Das löste der Fredi sehr praktisch. Er schnitt einfach ohne viel zu fragen von einem Schaufelstil Scheiben ab. Die eierten zwar etwas, aber das störte nicht sehr.
Für meinen Vater waren die Abende arbeitsreich. Jeden Tag sah ich neue Verkehrszeichen, die er mir malen mußte; vor allem sehr viele Gesperrtzeichen, „Allgemeine Gefahrenstelle“, ebenso gelbe Umleitungstafeln, außerdem Schilder „Vorsicht – heißes Pech“ und, sehr wichtig, „Betreten der Baustelle verboten!“, die er – Nein! Nicht in diesen gewöhnlichen Buchstaben, sondern eckig, wie ich sie gesehen hatte! – in Frakturschrift schreiben mußte.
Unser Hof verwandelte sich jeden Tag in eine Baustelle. Der Ludl Helmut wohnte über uns und kam auch noch hinzu mit seiner Planierraupe aus dem Märklin-Baukasten. Und überhaupt waren jetzt die Spielkameraden aus der ganzen Nachbarschaft im Hofe, mitsamt ihren Autos, um mitzuspielen. Mein Bagger, wurde für den Transport auf dem Tieflader vorbereitet. Aus Balken wurde eine Auffahrtsrampe gelegt und der Bagger langsam hinaufgerollt, dann gedreht, mit Bohlen gesichert, der Ausleger gesenkt und hinten das Verkehrsschild „Allgemeine Gefahrenstelle“ hingehängt. So fuhren wir durch den Hof. Dann folgte meine Blecheisenbahn zum Erdtransport, und zum Schluß eine Dampfwalze, rot-weiß-rote Absperrungen, viele Verkehrsschilder und natürlich „Kanalrohre“, die wir aus den Kondensmilchdosen in unserer Mülltonne fertigten. Wir verlegten einen unterirdischen Kanal, sogar mit Revisionsschacht. Die anderen Hausbewohner waren von meinen Grabungen vor dem Hauseingang gar nicht begeistert. Sie zeigten sich unbelehrbar, ohne jegliche Verkehrserziehung, indem sie meine Gesperrtzeichen mißachteten und einfach über meine rot-weißen Absperrungen hinwegstiegen, obwohl ich mit Umleitungsschildern keineswegs gespart hatte. Und dann beschwerten sie sich auch noch, völlig uneinsichtig, wie leicht man über solche Erdlöcher stolpern konnte …
Im Winter war die Himmelschlüsselstraße eine Zeit lang sehr gefährlich. Schuld war unser Hauseigentümer, Herr Metz. Ich bin einmal bei Glatteis vor dem Hause ausgerutscht und habe mir den Arm angebrochen. Aber dann wurde sofort gestreut, jedoch nicht mit Salz. Das wäre ja die reine Geldverschwendung gewesen in der damaligen Zeit, und auch nicht mit Sand. Woher den nehmen? Der Hausherr hat die Asche aus der Mülltonne verstreut, die natürlich schon stark bremste, deshalb vermischt mit Orangenschalen (nach dem Kriege brauchte man unbedingt Vitamine!), und falls man darauf erneut ins Rutschen kam, wurde der Sturz wiederum sogleich gemildert durch zusätzlich verstreute alte Rasierklingen. Man hat auch schon in meiner Kindheit die Schulwegsicherung ernst genommen, wenngleich in anderer Weise, denn die Straße war damals noch nicht die lebensfeindliche Rollbahn des Todes wie heute.
Während des Schulweges waren wir auf Schatzsuche, was ja uns Kindern eigentlich viel, viel wichtiger als der Schulunterricht erschien. Hochbegehrt waren die weggeworfenen leeren Zigarettenschachteln von Zuban und Roxy, denn sie enthielten Streifen, und wenn man 100 Stück davon gesammelt hatte, bekam man kostenlos Bilder für ein Album. Noch wichtiger aber waren für mich die weggeworfenen Eissteckerl, die ich für die rot-weißroten Absperrungen meines Tiefbauunternehmens „Otto Schlemmer Tiefbau München“ dringend brauchte.
Ich glaube, man konnte durchaus sagen, die Fasanerie besaß in meiner Kindheit einen sehenswerten Schulweg, der die Nachteile, ein endlos langer Fußmarsch, auch bei Regen, Kälte und Schneesturm, wieder wettmachte.
Als Schulranzen benützte ich den Soldatentornister meines Vaters mit einem rotbraunen Felle, und daran hing außen der olivgrüne Blechkübel zum Essenfassen, noch von der Wehrmacht, denn wir erhielten von den Amerikanern Schulspeisung, die ich mit nach Hause nahm. Die Kleidung war ganz im Stile der Nachkriegszeit: Die Hose hatte meine Mutter aus angebrannten, irgendwo gefundenen U.S.-Zeltbahnen genäht, und im Sommer trug ich ein Hemd, das vorher ein amerikanisches Tarnnetz war. Die aufgenähten Knöpfe waren bunt gemischt, groß und klein, dazwischen auch einmal ein schwarzer Druckknopf, denn sie waren vorher von alten Kleidungsstücken abgeschnitten worden. Schuhe brauchte ich im Sommer wenig. Oft ging ich barfuß zur Schule, das war damals so üblich. Meine Eltern mußten sparen, und Schuhe waren teuer. Mein Bruder war hingegen etwas „modischer“ ausgestattet: Er hatte statt eines Schulranzens die lederne Meldertasche, welche mein Vater aus dem Kriege heimgebracht hatte. Außen waren Lederschlaufen für farbige Bleistifte. Diese Tasche, schwungvoll über die Schulter geworfen, das machte damals schon einen schneidigen Eindruck.
Der Fasaneriesee, damals hieß er noch Ackermannsee, war für uns Schulkinder eine Zeitlang gruselig unheimlich, zumal im Winter. Die Lehrerin Weitl in Feldmoching erzählte uns von einem tückischen, grünen Wassermann, der dort mit seinen wallenden Armen die Kinder in die Tiefe zieht und ihnen die Augen wegnimmt, wenn sie dem See zu nahe kommen. Sie hatte Angst, daß ein Kind auf dem Schulweg im Eis einbrechen und ertrinken könnte. Ja, so gefährlich war damals unser Schulweg nach Feldmoching. Denn Autos gab es so kurz nach dem Kriege in der Fasanerie kaum, und wir waren froh, wenn wir auf einem pferdebespannten Bauernfuhrwerk ein Stück mitgenommen wurden. Aber das sollte sich bald ändern. Im Winter ließ die Stadt einen uralten, schrottreifen grünen Autobus zur Schule fahren. Die Einstiegsstelle war am Blütenanger, nahe der Feldmochinger Straße. Vor der Abfahrt gab es immer einen riesigen Lärm und ein großes Durcheindander, denn es mußten die Schulkinder aus der ganzen Fasanerie in diesen einzigen Autobus irgendwie hineingepfercht werden.
Kurz vor Feldmoching kam die interessanteste Stelle des Schulweges: Am unteren Seeufer, etwa in der Ecke, wo heute die Fischerei ist, war der weitläufige Lagerplatz der Baufirma Ackermann. Dort war alles zusammengezogen, was einst zum Kiesaushub für den Verschubbahnhof nötig gewesen war: Teile eines schweren Löffelbaggers, ölverschmiert und verschmutzt, Feldbahnschienen auf brüchigen, morschen Holzschwellen, Weichen, Drehscheiben, lange Wagenreihen mit großen Holzkästen zur Kiesaufnahme und schwarze Muldenkipploren, die langsam von stacheligen Brombeeren überwachsen wurden, überall unzählige Ameisen, Wespen und Bremsen, ein Lokomotivschuppen mit rußgeschwärzten Feldbahn-Dampflokomotiven, deren einstiger Anstrich, rotes Triebwerk und grünes Führerhaus, noch zu erahnen war, und schließlich zwei riesige, rostige Eimerkettenbagger auf breiten Gleisen, der eine mit einem großen Kessel und Kamin sowie einer kräftigen Dampfmaschine, der andere elektrisch angetrieben. In dieses verbotene „Paradies“ sollte ich später mühelos eindringen, als ich in der Fasanerie zur Schule ging, denn mein Banknachbar war der Heinrich Rainer, und dessen Vater war glücklicherweise bei der Firma Ackermann beschäftigt. Einen schöneren Ort zum Spielen, Baden, Verstecken konnte ich mir in dieser abgesperrten, für alle anderen verbotenen, Welt der Eisenbahn damals nicht vorstellen – und uns war erlaubt, was niemand durfte, mit den Rollwagen auf den Gleisen hin- und herzufahren.
Eines Tages wurde das Gerücht von der neuen Schule zur Wirklichkeit. Auf dem Weg nach Hause sahen wir auf dem Platz der zukünftigen Schule eine Planierraupe, die den Humus zu einem langen Erddamm zusammenschob. Wir sind alle sofort hingelaufen und haben uns mit der Erde vor der Planierraupe mitschieben lassen – und konnten gar nicht mehr aufhören.

Ein Jahr später wurde die neue Volksschule in der Fasanerie, mit klingender Musik und fahnengeschmückt, eingeweiht. Der erste Schultag war überwältigend. – Wobei ich allerdings vorausschicken muß, daß mich die „moderne“ Schule in Feldmoching als Kind auch schon sehr beeindruckt hatte: Die Toiletten hatten dort – – – „Sitzaborte“!!! Man kann sich nicht sogleich vorstellen, was dieses Wort – aus Lehrerin Weitls Mund gesprochen – damals für mich bedeutete: ich müßte es heute übersetzen mit „höchstmöglicher Luxus“!
Was ich aber dann in der Fasanerie zu sehen bekam, das war schier ganz unglaublich! Da war die große Uhr in der Eingangshalle, umrahmt mit einem Bild vom Fluß der Zeit, dem Lauf des Lebens, das ich heute noch als sehr gelungen empfinde und nachdenklich betrachte. Und dann die Klassenzimmer! Unfaßlich ihre Einrichtung: richtige Tische – jawohl! – nagelneu und mit Drehstühlen. So etwas konnten wir uns bis dahin gar nicht vorstellen. Als erstes drehten wir uns hin und her, wie auf dem Karussell. Und die Tische ließen sich zu Gruppen zusammenschieben nach unseren eigenen Vorstellungen – das Klassenzimmer sah dadurch ganz anders aus als wir es bisher gewohnt waren. Ja, man konnte sagen, unsere Schulzeit war jetzt viel schöner geworden.
Schaurig das rückständige Bauerndorf Feldmoching! Dort waren die Schulbänke noch zu einen langen Reihen zusammengeschraubt, mit Klappbrettern zum Sitzen – o Gott! – und man mußte, egal, ob groß, ob klein, irgendwie in diese Bänke hineinpassen. – Jetzt fallen mir auch die Tintenfässer wieder ein. Die waren in Feldmoching fest in die Bank eingebaut, mit Deckeln, damit auch ja nichts passieren konnte. Das war ja selbst für Kinder begreiflich, auch wenn sie noch sehr unerfahren sind und den Umgang mit Tinte in langen Schuljahren mühsam erlernen müssen. Aber die Tintenfässer waren oft an Stelle von Tinte mit Bleistiftspitzerabfällen gefüllt. Und wie sahen die Pulte aus? Tintenverkleckst und mit tiefen Gravuren, Spuren der Erinnerung angstgequälter Schülerseelen. – Hier in der Fasanerie war das plötzlich völlig anders. Die Tinte war gar nicht da. Wieso? Sie war ganz einfach eingesperrt in einem Schrank im Klassenzimmer. Und wenn sie zum Schreiben gebraucht wurde, wurden die Tintenfässer auf einem Servierbrett – man stelle sich das einmal richtig vor, viele Tintenfässer einfach auf einem Servierbrett! – von zwei Schülern ausgeteilt. Welch großes Vertrauen der Lehrkräfte in die Schüler! Oder besser: Was für ein locker-liderlicher Lehrerleichtsinn! Was kann mit so einem Tintenfaß alles passieren?! In Feldmoching hat einer sogar versucht, die Tinte zu trinken! Ja! Wie der ausgesehen hat?! Unvorstellbar! Zunge, Zähne, Gesicht, Hände, Kleidung – alles schultintenblau! Sowas prägt sich doch unauslöschlich ins Schülergedächtnis ein. Jawohl, auch der Schüler hat Schulerfahrungen, nicht nur die Lehrer! – Drohte nicht von dieser Seite plötzlich eine Paukerpleite? – man bedenke doch, daß der Schüler mit der Erfahrung aufgewachsen ist, ein Tintenfaß könne niemals herunterfallen, weil es fest in die Bank eingebaut ist. Und jetzt – so etwas!
Man kann ruhig sagen, wir wurden damals vom Fortschritt völlig überrollt. Nein, besser gesagt, wir rutschten auf dem „Fortschritt“ begeistert über die glatten Böden im Schulhause, denn wir durften jetzt nicht mehr mit Straßenschuhen das Klassenzimmer betreten, sondern mußten Hausschuhe tragen, um die Böden zu schonen.
In der neuen Schule hatte ich als erstes den Klaßlehrer Ritter. Ich erinnere mich noch, als er in der ersten Unterrichtsstunde vor dem Verlesen der Namen sagte: „So, jetzt setze ich erst einmal meine Zauberbrille auf.“ Er war der angenehmste Lehrer meiner Schulzeit, eigentlich so, wie ich mir auch heute noch einen guten Lehrer vorstelle. Seine Stunden in Heimatkunde haben mir besonders gefallen; er hat viel erzählt, denn er war weit gereist und wir haben viel gezeichnet.
Wenn ich heute diese Schule aufsuche, huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Ich denke weit zurück. Wir waren im dritten Klassenzimmer am Ende des Ganges im Erdgeschoß. Die Türe ist hinten. Wenn jemand während des Unterrichts auf die Toilette mußte, so hob er den Finger und sagte: „Herr Lehrer, i muaß auf’s Klo.“ – „Ja, geh zu, Herrschaftseitn!“ Gleichzeitig tat ein anderer Schüler gerade so, als ob er unter der Bank etwas suchte, und – legte sich mit dem Bauch auf den glatten Boden und schwamm wie ein Frosch bei weit geöffneter Türe ebenfalls auf den Gang hinaus. Zurück ins Klassenzimmer ging es genauso. Ich war auch dabei. Aber irgendwann ist dem Lehrer Ritter doch aufgefallen, daß es im hinteren Teil des Klassenzimmers manchmal so auffallend leer war. Und dann hagelte es Strafaufgaben …
Ich glaube, mit Schulbeginn hatten wir auch Pfarrer Peter Himmler im Religionsunterricht. Im Rückblick sehe ich ihn nicht nur als frommen Stadtpfarrer, sondern auch als einen gestandenen Mann, denn er war kriegserfahren! Und das war auch notwendig; denn wir waren eine sehr schlimme, unruhige Klasse, die ihm sicher den letzten Nerv gekostet hat. Manchmal hat er uns ausführlich von seinen Kriegserlebnissen erzählt, damit wir wenigstens da aufpaßten, und die waren natürlich für uns Kinder viel interessanter als der Religionsunterricht.
Wenn es um religiöse Dinge ging, muß ich ehrlich gestehen, ist mir leider häufig sehr viel Unsinn eingefallen. Ich bekomme heute noch Herzklopfen, wenn ich an mein Religionsheft denke. Eines Tages kam ich nämlich auf die Idee, eine Bilderschrift für mein Religionsheft zu entwerfen, um mir die viele Schreibarbeit zu vereinfachen. Die Auswahl an Symbolen für den Religionsunterricht war sehr umfangreich. Da waren zunächst Sonne, Mond und Sterne, dann brauchte ich verschiedene Kelche und Hostien, Monstranzen, viele bunte Priesterkleider, Mützen, Bischofshüte, Hirtenstäbe und natürlich auch Kreuze verschiedener Farben und Formen, ferner das dreieckig eingefaßte Gottesauge mit seinem Strahlenkranze, feurig züngelnde Flammen für den Heiligen Geist, sowie einen elektrischen Blitz für die Allmacht Gottes. Daneben entwarf ich noch eine Anzahl nie dagewesener Symbole, um Pfarrer Himmlers Gedanken mit letztgültiger Klarheit zu verdeutlichen. Meine Schulkameraden haben mein geistliches Wirken, vor allem meine viel besseren und genaueren, treffenden Erklärungen zu Glaubensfragen, mit weit geöffnetem Mund aufgenommen. Ein so komplizierter Zusammenhang wie „Zwischen Gott und den Menschen steht der Priester als Vermittler“ konnte ich mit meiner Bilderschrift überzeugend einfach, nämlich mittels nur dreier Zeichen, schreiben: Vom Gottesauge (dreieckiges Symbol) schlägt der elektrische Blitz (Symbol) in den Hirtenstab (Symbol) ein. Einfacher und kürzer konnte man es gar nicht mehr sagen, und den Rest, wie es dann weitergeht, konnte man sich ja dazudenken, das brauchte man überhaupt nicht mehr hinzuschreiben. Das war doch ohnehin völlig klar. Welche Kürze und Prägnanz des Denkens! Welche Klarheit und Präzision in der bahnbrechenden Gedankenführung! – Doch schon bald verwandelten sich meine Hieroglyphen unmerklich in unentzifferbare Rätsel, denn ich hatte schnell vergessen, was ich eigentlich erklären wollte. Und so senkte sich eine mystische Götterdämmerung über meinen Glauben. – Wenn der Pfarrer Himmler nur ein einziges Mal die Hefte eingesammelt hätte … nicht auszudenken.
Eines Tages bekamen wir in der Religionsstunde eine schriftliche Arbeit: Schreibe nieder, was ich am Sonntag in der Kirche gepredigt habe! Das war eine Aufgabe, richtig aus dem Leben! Und gar nicht schwierig. Wenn man sonntags zur Kirche ging, wußte man, daß Pfarrer Himmler eigentlich immer dasselbe predigte. Und so dachte ich mir, ich schreibe es dir schon hin. Deshalb begann ich:
1. Einleitung (wie üblich): Wir beten für die bedrängte und verfolgte Kirche im Osten.
2. Verlesung (wie üblich) von irgendetwas aus der Gottesdienstordnung.
3. Predigt (wie üblich).

Aber dann habe ich auf dem Papier erschreckend herumgewettert und gedonnert, alles was mir dazu selber eingefallen ist – genau so wie es Pfarrer Himmler jeden Sonntag von der Kanzel herab tat in unserer hölzernen Notkirche. Ich schimpfte über die lauen und schwachen Christen in unserer Gemeinde, die aufgerüttelt werden müssen, jawohl, forderte das Kirchenvolk eindringlichst zum Beten und Büßen auf, verlangte, es solle dem Teufel sofort widersagen, damit es sich, gereinigt und geläutert, wieder vollkommen und ganz Christus hingeben könne, denn nur so werde es wieder weitergehen, ließ dann auch einßießen, daß der katholische Christ nur eine christliche Zeitung lesen darf und nicht diese gottlosen, sittenverdorbenen Illustrierten. Die mochte er nämlich gar nicht. Denn auch schon damals haben die Frauen aufreizend ihre Formen gezeigt, allerdings noch ziemlich verhüllt durch selbstgestrickte Pullis. Aber die neue, sittenlose Zeit dämmerte schon herauf: Wir waren nicht mehr weit vom Petticoat entfernt. – Der Schluß war bei seiner Predigt diesmal anders, und so habe ich es auch hingeschrieben: „Bitte etwas lauter mitsingen, die Lieder haben vorhin so dünn geklungen!“ Auf dem Nachhauseweg hat mir Pfarrer Himmler gesagt: „Wie ich den Satz gelesen habe, wußte ich, daß du in der Kirche warst.“ – Heute erinnert sein Straßenschild bei der alten Kirche in der hinteren Fasanerie an die vergangene Zeit, und ich denke, er hat es sich redlich verdient wegen seiner Milde und Nachsicht, und wegen des vielen Ärgers mit uns bösen, unartigen Schulkindern.
Nach der vierten Klasse ging ich ein viertel Jahr lang in eine Oberrealschule. Die Lehrkräfte dort waren vermutlich Offiziere während des Weltkrieges. Zur Begrüßung des Deutschprofessors, in straffer Haltung, Hand an der Hosennaht, den Blick scharf nach rechts gerichtet, hatten die Schüler aufzuspringen und strammzustehen. Wer zu langsam oder unaufmerksam war, dem mußte der Nachbar eine herunterhauen, und dann: „Übungsaufsatz (gemeint war ein Strafaufsatz) außer der Reihe!“ für den Betroffenen. Den Schülern wurde auch klar gesagt, daß sie an dieser Schule unerwünscht und vielzuviele sind. Ich hatte schon bald eine ganze Sammlung schlechter Noten beisammen, und bei meinem letzten Schulaufsatz „Ein lustiges Ferienerlebnis“, zu dem mir gleich gar nichts einÞel, hatte ich dann „ein lustiges Notenerlebnis“ … aber muß ich hier eigentlich alles erzählen? Erleichtert bin ich von dieser „Schule des Grauens“ in die vertraute Volksschule zurückgekehrt.
In der fünften Klasse, während des Schuljahres, hatte ich Lehrer Schönbach. Die verlorene Zeit durch die Oberrealschule war sehr schnell wieder aufgeholt. Jetzt war der Unterricht sehr einprägsam, denn ich mußte häuÞg zeichnen. Es war ein spannendes, packendes Schuljahr. In Geschichte kam die Zeit der Kreuzzüge und das Mittelalter dran – und das setzte sich in der Freizeit fort, wenn auch etwas anders. Ich erinnere mich noch an den UnterrichtsÞlm „Belagerung einer mittelalterlichen Stadt“. Dort wurde altertümlich gekämpft. – Die Steinschleudermaschine habe ich sogleich nachgebaut. Da kam der Zilker Fredi hinzu, sah sie, und sagte: „Sowas brauch i aa.“ Als Wurfgeschosse eigneten sich am besten alte Porzellansicherungen. In den Winterabenden bauten wir abends eine „Burg“, eigentlich mehr einen Turm, aus Bauklötzen, der von oben mit Mensch-ärgere-dich-nicht-Männchen gegen die anstürmenden Belagerer verteidigt wurde. Dann wurde die Schleudermaschine gegen die verzweifelt kämpfenden kleinen Männchen eingesetzt. Unter den einschlagenden Porzellansicherungen brach der Turm schließlich zusammen. Anders als im Film, rollte am Schluß der Bagger von „Otto Schlemmer Tiefbau München“ heran und fraß sich lustvoll in die Ruine, um den ganzen Schutt auf einen Haufen zu werfen …
Auch an einen anderen „Tonfilm“ erinnere ich mich noch, vielleicht im Zusammenhang mit Erdkunde. Ich meine, er hieß „Der Berg ruft“ oder so ähnlich, und handelte von der Erstbesteigung des Matterhorns durch die Rivalen Whymper und Carell. Der Film war äußerst aufregend – und der Zilker Fredi und ich wollten danach gleich genauso verwegene Helden werden. Auf dem Heimweg erkannte ich, daß sich die tiefe Baugrube gegenüber unserem Hause ausgezeichnet als „Matterhorn“ für eine Erstbesteigung eignete, denn ihr Erdaushub schloß sich nahtlos an die Baugrube an, so daß sich ein größerer Höhenunterschied ergab. Der Zilker Fredi fertigte zu Hause gleich für jeden von uns einen Bergsteigerpickel an. Er hatte sie aus einem Brett ausgesägt und die Spitzen waren sogar mit U.S.-Büchsenblech beschlagen. Dann begannen wir das „Ringen mit dem Berg“ – mit den Wäscheleinen meiner Mutter. Unser schwieriger Aufstieg von unserem „Basislager“, der Baugrube, auf das „Matterhorn“ lockte sofort die anderen Kinder herbei. So wie wir, in der Wand hängend und den Tod nicht fürchtend, wollten auch sie den Berg bezwingen. Und dann gab es eine dramatische „Bergnot“, die gar kein Ende mehr nehmen wollte. Vom Gipfel des „Matterhorns“ mußten wir beide, jetzt als Whymper und Carell, immer wieder, wagemutig selbst am Wäscheseil hängend, den nicht sehr steilen Hügel hinunterrutschen, um die anderen, freiwillig in höchste Gefahr geratenen, um Hilfe schreienden Buben und Mädchen zu „retten“, und dann zogen die übrigen „Erstbesteiger“ am Gipfel mit Geschrei und Gejohle alle Kinder am Seil hinauf. Meine Mutter war sicher auch beglückt, wenn ich „siegreich“ und heil vom Berge heimkehrte, und meine Wäsche sah, denn damals gab es noch keine Waschmaschine …
Von da an hatte ich mehrere Jahre Englisch als Wahlfach bei Lehrer Mrazek. War das ein Graus! Wir kamen nur wenige Lektionen weit und konnten fast gar nichts auf Englisch sagen. Wir mußten die Lautschrift lernen und schreiben – aber wozu? Endstation des Lehrplans war in jedem Schuljahr immer wieder die Verneinung und Fragesätze durch Umschreibung mit to do, die immer mit viel Grammatik erklärt, aber von niemandem verstanden wurde. Begreiflich, denn im Deutschunterricht gab es keine Grammatikstunden wie wir sie gebraucht hätten. So fragte mich der Lehrer: „Dritte Person singular masculinum, wie heißt das Wort – Landgraaaf?“ Dann stand ich da, und wußte es nicht. „Setzen! Strafaufgabe, fünfmal abschreiben!“ Das hat auch nichts genützt. Ich verstehe heute noch nicht, warum dieses Problem nicht kindgerecht erklärt werden konnte, frage mich aber auch, wer konnte damals schon richtig Englisch, das doch noch wenige Jahre zuvor die „Feindsprache“ war …
Die siebte und achte Klasse hatte ich Lehrer Mrazek. Es waren strenge Schuljahre, an die ich nicht mehr so gerne zurückdenke. Eigentlich war ich damit schon am Ende der unbeschwerten Kindheit angekommen und der Ernst des Lebens kündigte sich an: die Berufswahl. Sie war nicht leicht für mich. Ich erinnere mich noch gut an die Broschüre, die wir ausgehändigt bekamen. An erster Stelle stand „Bundespräsident“ als Beruf. Ich habe mir die Voraussetzungen gleich durchgelesen, aber ich hielt mich hierfür doch nicht so gut geeignet. Deshalb lernte ich Schriftsetzer, und bin es ein Leben lang geblieben …
In Gedanken sehe ich wieder meine Schulkameraden. Mit Abschreiben konnte mancher seine mangelhaften Kenntnisse verstecken. Aus damaliger Sicht hätte ich gesagt, so einer ist gezeichnet für das ganze Leben. Aus dem kann doch niemals etwas Gescheites werden. Und die Erwachsenen von damals haben auch schon geklagt, daß die heutige Jugend viel schlechter sei als ihre eigene Jugend. Aber beim ersten Klassentreffen, Jahrzehnte später, habe ich gesehen, fast alle dieser einstigen nixnutzigen Rotzbuam und Lausdirndln sind etwas Anständiges geworden, und einigen hätte man das gar nicht zugetraut. – Nur mein Spielkamerad und Banknachbar in der Schule, der Heinrich Rainer, war nicht mehr dabei …
Mir kommt die alte Schuluhr wieder in den Sinn, umflossen vom Strom der Zeit, höre den ewig gleichen Wellenschlag am Ufer des Flusses, denke an meine Enkelkinder, die genauso werden wie ich, und wohl auch ihre Lehrer so ärgern werden wie ich, und grüble, wo die Zeiger der Lebensuhr jetzt stehen für mich …
Harald Landgraf (im Januar 2002)